Vorstellungsgespräche kosten viel Zeit und Bewerber werden von oben bis unten durchleuchtet? Das muss nicht sein. Job-Speed-Dating zeigt, dass es auch anders geht. Zumindest für das erste Kennenlernen entscheiden sich manche Unternehmen für kurze Gespräche, die für beide Seiten einen geringeren Aufwand bedeuten. Hier erfährst du, was hinter dem Speed-Dating-Vorstellungsgespräch steckt, wie es abläuft und welche Vorteile es mit sich bringen kann.
Speed-Dating beim Bewerbungsgespräch
Bewerbungen sind aufwändig: Viele Bewerber schreiben zig Bewerbungen, die sie Zeit kosten. Folgen darauf Einladungen zum Vorstellungsgespräch, ist das zwar eine gute Nachricht, bedeutet aber auch wieder: Man muss Zeit investieren. Schlimmstenfalls investiert man auf diese Weise sehr viel in einen Arbeitgeber, noch bevor man weiß, ob dieser wirklich zu einem passt.
Umgekehrt geht es Arbeitgebern ähnlich: Stellen zu besetzen ist ein langwieriger Prozess, der Ressourcen im Unternehmen bindet. Es müssen Stellenausschreibungen verfasst und auf geeigneten Portalen veröffentlicht werden, Bewerbungen müssen gesichtet und die vielversprechendsten Kandidaten eingeladen werden. Wer tauglich sein könnte, wird dabei in der Regel nur anhand der Bewerbungsunterlagen beurteilt. Ob es auch persönlich passt, stellt sich oft erst relativ spät im Bewerbungsprozess heraus – nämlich im Bewerbungsgespräch.
Dabei muss Recruitment nicht immer so aufwendig sein. In Sachen Vorstellungsgespräch gilt: Es geht auch schneller. Job-Speed-Dating lautet das Stichwort. Dabei handelt es sich um einen relativ neuartigen Ansatz, bei dem das Kennenlernen zwischen Arbeitgebern und Bewerbern beschleunigt wird. Wie beim Speed-Dating treffen Arbeitgeber auf eine Reihe von Kandidaten, mit denen sie jeweils ein kurzes Gespräch führen. Davon versprechen sich manche Arbeitgeber Vorteile – und auch so mancher Bewerber freut sich über das Bewerbungsgespräch light.
Diese Vorteile kann Job-Speed-Dating mit sich bringen
Job-Speed-Dating kann Vorteile mit sich bringen – und zwar für beide Seiten. Für Arbeitgeber bedeutet diese Variante des verkürzten Bewerbungsgesprächs weniger Aufwand. Man lernt in kürzerer Zeit mehr Bewerber persönlich kennen. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Man hat es nicht länger nur mit einer anonymen Person zu tun, von der man nichts als eine schriftliche Bewerbung hat. Man hat einen persönlichen Eindruck, der wesentlich aussagekräftiger ist.
Sofern die Qualifikationen passen, kommt es darauf an, dass auch zwischenmenschlich die Chemie stimmt. Bewerber müssen schließlich ins Team passen. Bei einem vorgelagerten Speed-Dating-Bewerbungsgespräch kann ausgelotet werden, ob sich ein intensiveres Kennenlernen lohnt. Falls kein weiteres Gespräch angesetzt ist, sparen Arbeitgeber mit dem kürzeren Vorstellungsgespräch Zeit. Nicht immer ist es wirklich nötig, lange Unterhaltungen zu führen, um zu merken, ob es passt.
Für Arbeitgeber bietet Job-Speed-Dating noch eine Chance: Sie können damit mitunter Bewerber ansprechen, die sie ansonsten nicht erreichen würden. Das gilt für Personen, die eher zufällig auf genau diesen Arbeitgeber treffen. Es betrifft auch Bewerber, die sich mit schriftlichen Bewerbungen schwertun und sich deshalb im Zweifel auf manche Stellen gar nicht erst bewerben. Bewerbungsunterlagen sind oft nicht nötig für die Teilnahme am Job-Speed-Dating. Besonders dort, wo Fachkräftemangel herrscht, können Unternehmen auf diese Weise eine größere Personenzahl ansprechen.
Warum sich Speed-Dating bei der Jobsuche für Bewerber lohnen kann
Aus Bewerbersicht kann Job-Speed-Dating ebenfalls spannend sein. Auch hier spricht der oft geringere Zeitaufwand in Bewerbungsprozessen für das Verfahren. Das gilt zumindest dann, wenn es nach dem Speed-Dating-Vorstellungsgespräch schon eine Zusage gibt und keine weiteren Gesprächsrunden vorgesehen sind.
Die Teilnahme an einem Job-Speed-Dating kann auch sehr flexibel sein. Nicht immer ist eine Voranmeldung nötig – oft können die Bewerber zu einem offenen Termin einfach vorbeikommen und sich persönlich vorstellen. Dadurch sind auch spontane Bewerbungen möglich. Im besten Fall findet man auf diese Weise ohne großen Vorlauf einen neuen Job.
Beim Job-Speed-Dating können Bewerber auf Arbeitgeber treffen, die sie noch nicht kannten. Auf diese Weise können Jobs attraktiv werden, die Jobsuchende gar nicht auf dem Schirm hatten. Außerdem können auch Bewerber bei Speed-Dating-Bewerbungsgesprächen rasch herausfinden, mit welchem Arbeitgeber es auch persönlich harmonieren könnte. Gegenseitige Sympathie beim Kurz-Bewerbungsgespräch kann aus Bewerbersicht mehr wert sein als ein großer Name.
Nicht zuletzt bietet Job-Speed-Dating Bewerbern die Möglichkeit, mit wenig Zeitaufwand viel Übung im Führen von Vorstellungsgesprächen zu gewinnen. Das kann besonders Menschen helfen, die vor Bewerbungsgesprächen sehr aufgeregt sind. Je mehr Gespräche sie führen, desto routinierter werden sie. Dadurch legt sich die Nervosität meist automatisch – zumindest ein Stück weit.
In welchen Bereichen wird Job-Speed-Dating genutzt?
Die meisten Beschäftigten haben mit Job-Speed-Dating keine Erfahrungen. Das hängt damit zusammen, dass der Trend noch relativ neu ist und noch nicht allzu viele Arbeitgeber darauf setzen. In welchen Bereichen und bei welchen Firmen kann man mit so einer Art von Bewerbungsgespräch konfrontiert werden? Zu den Unternehmen, die Job-Speed-Dating schon einmal durchgeführt haben, gehören etwa der Discounter Lidl, die Deutsche Bahn und der TÜV Nord.
Zum Speed-Dating-Bewerbungsgespräch laden entweder einzelne Unternehmen, was in der Regel nur für größere Unternehmen überhaupt infrage kommt. Oder es sind übergeordnete Einrichtungen, die ein Job-Speed-Dating organisieren. Daran nehmen dann üblicherweise Vertreter von mehreren Unternehmen teil. Eine solche übergeordnete Einrichtung kann zum Beispiel die Agentur für Arbeit sein, ebenso das Jobcenter. In diesem Fall ist die Teilnahme für Bewerber möglich, die von ihren Sachbearbeitern gezielt dazu ausgewählt wurden.
Es gibt auch Angebote, die sich an bestimmte Personengruppen richten, etwa Langzeitarbeitslose, Hochschulabsolventen, ältere Beschäftigte oder Menschen mit einer Behinderung. Auch auf Jobmessen kann es Job-Speed-Dating-Veranstaltungen geben – dort tummeln sich schließlich ohnehin zahlreiche Firmenvertreter und Jobsuchende.
Speed-Dating-Bewerbungsgespräch: So läuft es ab
Dass die meisten Bewerber mit Speed-Dating-Vorstellungsgesprächen noch keine Erfahrung haben, kann zu Unsicherheit führen. Viele Bewerber fragen sich, was sie bei dieser Art von Kennenlernen erwartet. Dabei gleicht das Speed-Dating-Bewerbungsgespräch in seinem Aufbau und Inhalt einem regulären Bewerbungsgespräch, es ist nur wesentlich kürzer. Die Dauer kann jedoch von Job zu Job variieren: Manchmal dauert es nur zehn, 15 Minuten, in anderen Fällen bis zu einer halben Stunde.
Der Ablauf von Job-Speed-Dating hängt darüber hinaus vom Rahmen ab. Hat nur ein Arbeitgeber zum Kurzgespräch geladen, findet pro Bewerber auch nur ein Gespräch statt. Anders bei größeren Runden mit mehreren Firmen: Solche Auswahlverfahren gleichen dem „echten“ Speed-Dating noch stärker, denn die Bewerber gehen dabei von Tisch zu Tisch und haben gleich mehrere Vorstellungsgespräche in kurzer Zeit.
Die Fragen, die bei einem Speed-Dating-Vorstellungsgespräch auf dich zukommen können, sind dabei dieselben wie in einem längeren Bewerbungsgespräch. Du wirst womöglich gebeten, dich kurz vorzustellen, oder nach deinen Stärken und Schwächen gefragt. Lies dir am besten typische Bewerbungsgespräch-Fragen im Internet durch, damit du weißt, was dich erwarten könnte.
Erfährt man direkt beim Job-Speed-Dating, ob man den Job bekommen hat? Das ist je nach Angebot und Arbeitgeber unterschiedlich. Geht es um Stellen, für die keine besonderen Qualifikationen erforderlich sind und wo eine Fehlbesetzung für den Arbeitgeber weniger dramatisch wäre, kannst es sein, dass du direkt eine Zusage (oder Absage) erhältst. In anderen Fällen stellt das Speed-Dating-Vorstellungsgespräch die erste Auswahlrunde dar. Wer sie besteht, kommt in die nächste Runde – wo dann wieder Gespräche anstehen, die dieses Mal wahrscheinlich länger dauern.
Mögliche Nachteile von Job-Speed-Dating
Keine Frage: Job-Speed-Dating kann sowohl für Arbeitgeber als auch für Bewerber Vorteile haben. Diese Art von Vorstellungsgespräch kann jedoch auch einige Nachteile mit sich bringen. Das gilt aus Bewerbersicht zum Beispiel dann, wenn ein Speed-Dating-Vorstellungsgespräch nur zur Vorauswahl von Bewerbern dient. Dann führt ein überzeugender Auftritt nicht dazu, dass du direkt deinen Arbeitsvertrag unterschreiben kannst. Stattdessen steht noch ein reguläres Bewerbungsgespräch an. In diesem Fall hast du mit dem Job-Speed-Dating keine Zeit gespart.
Wenn für die Teilnahme am Job-Speed-Dating noch keine Bewerbungsunterlagen verlangt werden, sparen Bewerber zwar Arbeit. Nehmen sie jedoch an Gesprächen mit mehreren Arbeitgebern teil, muss man sich über all diese Firmen informieren. Das kostet Zeit, außerdem kann es schwierig sein, zu behalten, welches Unternehmen wofür steht. Dadurch kann die Gefahr größer sein, dass man im Gespräch mit Vertretern einer Firma nicht mehr sicher ist, welche Informationen nun stimmen.
Dass ein Speed-Dating-Bewerbungsgespräch nur kurz dauert, mag nervöse Kandidaten freuen. Es bedeutet aber auch, dass weniger Zeit bleibt, in die Tiefe zu gehen – auf beiden Seiten. Der Arbeitgeber erhält womöglich nur einen oberflächlichen Eindruck vom Bewerber. Dieser wiederum hat möglicherweise weniger Zeit als in einem regulären Vorstellungsgespräch, eigene Fragen zu stellen. Dadurch können wichtige Dinge ungeklärt bleiben.
Überzeugen beim Job-Speed-Dating: So meisterst du das Kurzgespräch
Ein Speed-Dating-Bewerbungsgespräch mag nicht allzu lange dauern – vorbereiten solltest du dich als Bewerber aber trotzdem so gründlich wie möglich. Das heißt einerseits, dass du so viel wie möglich über potenzielle Arbeitgeber in Erfahrung bringen solltest. Informiere dich über die Unternehmen, die Jobs zu besetzen haben. So kannst du auch besser abschätzen, welche Firmen dich besonders interessieren.
Andererseits solltest du dich wie sonst auch auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten. Das heißt, du machst dir klar, welche Fragen dir gestellt werden könnten, und überlegst dir, was du darauf antworten könntest. Lege dir eine kurze Selbstvorstellung zurecht und mache dir Gedanken darüber, was du deinerseits von den Verantwortlichen wissen möchtest.
Am Tag des Job-Speed-Datings solltest du rechtzeitig aufbrechen. Wichtig ist außerdem, dass du angemessen gekleidet bist. Welche Kleidung sich eignet, hängt vom Rahmen der Veranstaltung und den Jobs ab, um die es dabei geht. Im Zweifel ist es immer besser, etwas zu schick gekleidet zu sein als zu leger. Achte auch auf saubere, gepflegte Fingernägel und Haare.
Souverän, selbstbewusst – und sympathisch
Im Gespräch mit Firmenverantwortlichen überzeugst du am ehesten, wenn du souverän und selbstbewusst wirkst. Falsche Bescheidenheit ist an dieser Stelle wenig förderlich, wobei du natürlich auch nicht überheblich auftreten solltest. Wenn deine Gesprächspartner sympathisch finden, ist das viel wert. Je nachdem, ob du Bewerbungsunterlagen mitbringen musst oder nicht, kann es sinnvoll sein, ein Kurzprofil dabeizuhaben. Das erhöht den Wiedererkennungswert – und kann dir nützen, wenn die Verantwortlichen in der Nachbereitung der Veranstaltung darüber beraten, welche Kandidaten sie näher kennenlernen möchten.
Nutze die Gelegenheit, bei Speed-Dating-Vorstellungsgesprächen eigene Fragen zu stellen. Es mag dir so vorkommen, als sei dafür gar nicht genügend Zeit, aber es zeigt dein Interesse. Fragen kannst du vorab vorbereiten. Nimm dir aber am besten auch einen Zettel und Stift mit – so kannst du dir während des Gesprächs Gedanken und Rückfragen notieren.
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