AllgemeinNeidische Kollegen: Woher kommt der Neid & was kann man tun?

Neidische Kollegen: Woher kommt der Neid & was kann man tun?

Neid – ein Gefühl, das die meisten Menschen kennen, auf das aber wohl die wenigsten stolz sind. Auch am Arbeitsplatz können Neidgefühle aufkommen, mit zum Teil schwerwiegenden Konsequenzen für die Beziehungen im Team und das Klima im Betrieb. Woher kommt der Neid? Wie kann er sich auswirken? Und: Was kann man tun, wenn man selbst neidisch ist oder aber andere einem Dinge neiden?

Was ist Neid und wie kann er sich bemerkbar machen?

Neid ist eine Emotion, die wohl jeder Mensch hin und wieder empfindet. Der Duden definiert das Gefühl als Empfindung oder Haltung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass eine Person einer anderen ihren Besitz oder ihren Erfolg nicht gönnt, weil sie ihn selbst haben möchte. In vielen Fällen ist Neid eng mit anderen Gefühlen verbunden, zum Beispiel Missgunst: Die Betroffenen gönnen einer anderen Person etwas nicht. Oder sie sind auf deren Erfolg oder Besitz eifersüchtig.

Wenn jemand auf andere neidisch ist, kann sich das auf verschiedene Art und Weise zeigen. Bestehen die Neidgefühle generell, ist die betreffende Person womöglich nicht sonderlich freundlich zu dem Menschen, dem sie etwas neidet. Sie kann dem anderen das Gefühl geben, ihn nicht zu mögen, oder strahlt eine gewisse Distanziertheit aus. Typische Anzeichen für Neid sind auch abfällige Bemerkungen und spitze Kommentare. Wer Neid empfindet, kann gereizt oder ablehnend reagieren. Er kann auch hinter dessen Rücken schlecht über eine andere Person reden.

Menschen, die Neid empfinden, neigen dazu, die Fehler anderer hervorzuheben. Die Erfolge der anderen Person werden hingegen heruntergespielt und damit minimiert. Dabei haben die Betroffenen nicht selten das Gefühl, selbst nicht gut genug zu sein. Sie können auch glauben, dass es unfair ist, dass sie selbst nicht dasselbe haben wie die andere Person. Neid kann auch von Gefühlen wie Wut, Feindseligkeit, Misstrauen oder Bitterkeit begleitet werden.

Woher kommt Neid?

Wie entsteht Neid? Neid kann viele Ursachen haben. Nicht immer hat er unmittelbar etwas mit der Person zu tun, auf die er sich bezieht. Er kann auch den Umständen geschuldet sein oder mit demjenigen zusammenhängen, der neidisch ist. Wenn Neid mit Missgunst einhergeht, kann er mit dem Gefühl verbunden sein, dass eine andere Person etwas nicht verdient hat. Oder aber, dass man selbst es mindestens ebenso sehr verdient hätte. Weil man die Sache oder Errungenschaft aber nicht hat, empfindet man das als unfair – und projiziert das negativ auf die andere Person, auch wenn diese nichts dazu kann, in welcher Lage man selbst ist.

Wenn Gefühle des Neids aufkommen, geht es dabei häufig um Aspekte, die der neidischen Person sehr wichtig sind. Jemand anderes bekommt zum Beispiel den Job, den sie selbst gerne hätte, hat mehr Geld oder ist beliebter. In der Regel besteht eine persönliche Verbindung zwischen demjenigen, der Neid empfindet, und dem Menschen, auf den sich die Neidgefühle beziehen. Man ist also eher neidisch auf Bekannte als auf Influencer in sozialen Netzwerken.

Apropos soziale Netzwerke: Social Media kann bei der Entstehung von Neid eine Rolle spielen. Das liegt an der gängigen Selbstinszenierung auf Portalen wie Instagram: Der Feed von vielen Nutzern ist die Crème de la Crème ihrer Existenz, und nicht immer reflektieren die geposteten Inhalte die Realität. Das macht andere User nicht unbedingt neidisch auf unbekannte Menschen in sozialen Netzwerken, kann aber dazu führen, dass man unrealistische Vorstellungen davon hat, wie das eigene Leben sein sollte oder könnte. Man vergleicht sich dadurch eher mit anderen Menschen im eigenen Umfeld, wobei häufig nur deren beste Eigenschaften oder Errungenschaften im Blickfeld sind.

Welche Ursachen Neid am Arbeitsplatz haben kann

Erschwerend hinzu kommt der gesellschaftliche Druck zur steten Selbstoptimierung. Bis zur (annähernden) Perfektion immer weiter an sich selbst zu feilen, wird als Ideal verkauft. Das kann dazu führen, dass die Zufriedenheit mit dem, was man hat und wer man ist, sinkt. Menschen, die zu Neidgefühlen neigen, sind ohnehin in vielen Fällen unzufrieden mit sich selbst. Wer ein geringes Selbstbewusstsein oder Minderwertigkeitsgefühle hat, ist eher neidisch auf andere. Das hat oft mehr mit der Unzufriedenheit mit sich selbst zu tun als mit der anderen Person.

Auch im beruflichen Kontext taucht Neid immer wieder auf. Ein Kollege ist vielleicht neidisch, weil seine Kollegin befördert wurde, obwohl sie kürzer im Team ist als er selbst. Oder eine Beschäftigte neidet ihrem Kollegen das gute Verhältnis zum Chef, das sie selbst gerne hätte. Wenn Neid am Arbeitsplatz entsteht, können viele Faktoren eine Rolle spielen. Ein Aspekt kann das Verhalten des Vorgesetzten sein: Wenn eine Führungskraft bestimmte Mitarbeiter offen bevorzugt, sorgt das schnell für Frust und Unmut bei den übrigen Kollegen. In der Folge kann Neid entstehen. Dasselbe gilt, wenn die Arbeitsbedingungen sehr ungleich sind, so dass die Beschäftigten ihre Situation als unfair empfinden.

Ein übermäßiges Konkurrenzdenken kann ein weiterer Grund für neidische Kollegen sein. Nicht selten wird es vom Arbeitgeber befördert, der sich davon erhofft, die Mitarbeiter zu Bestleistungen anzustacheln. Dass so etwas häufig auf Kosten des Miteinanders im Kollegenkreis geht, wird dabei übersehen oder ignoriert.

Mögliche Auswirkungen und Folgen von Neid

Dass Neid entsteht, lässt sich manchmal nicht verhindern. Werden Neidgefühle jedoch nicht begrenzt, können sie negative Folgen haben – für diejenigen, die neidisch sind, aber auch für andere. Zunächst einmal tut Neid einfach nicht gut: Es ist keine schöne Emotion, und es gibt wohl niemanden, der gerne Neid empfindet. Neidisch zu sein geht mit dem Empfinden einher, dass man selbst etwas nicht hat, obwohl man es gerne hätte. Man fokussiert sich auf das, was fehlt, statt den Blick auf die positiven Dinge im eigenen Leben zu richten. Das kann unglücklich machen, Unzufriedenheit und Frust auslösen.

Neid kann außerdem die Beziehung zu anderen Menschen belasten. Andere merken womöglich, dass man auf sie neidisch ist, was für Verunsicherung oder Ablehnung sorgen kann. Da Neid gemeinhin als wenig erstrebenswertes Merkmal betrachtet wird, kann er auch zu einem Ansehensverlust führen. Das kann nicht nur bei der Person der Fall sein, auf die sich der Neid bezieht, sondern auch bei Dritten, die davon mitbekommen. In einem beruflichen Kontext ist das wenig förderlich. Es kann das eigene Fortkommen behindern oder das Verhältnis zu den Kollegen erschweren.

Neid unter Kollegen macht es schwierig, eng zusammenzuarbeiten. Er sorgt oft auf beiden Seiten für Ressentiments, die unausgesprochen immer im Raum stehen. Unter diesen Voraussetzungen ist die Zusammenarbeit wahrscheinlich für alle Beteiligten nicht sonderlich angenehm. Geht der Neid mit einem übergeordneten Konflikt einher, ist das auch für andere spürbar und kann das Betriebsklima verschlechtern. 

Konstruktiv mit Neidgefühlen umgehen: Tipps für Betroffene

Gegen Neidgefühle kann man sich manchmal nicht wehren: Jeder ist mal neidisch auf andere. Du hast aber in der Hand, wie du mit solchen Emotionen umgehst. Das Wichtigste ist, Neid überhaupt zu erkennen. Dafür spielt Achtsamkeit eine wichtige Rolle. Je bewusster du dir deiner Gedanken und Gefühle bist, desto schneller wirst du feststellen, wenn du auf andere neidisch bist. Um deine Achtsamkeit zu trainieren, kann sich Achtsamkeitsmeditation eignen. Durch Meditation trainierst du deine Fähigkeit, achtsam zu sein, und überträgst das dann immer mehr auf deinen Alltag.

Neidgefühle einfach zu unterdrücken macht wenig Sinn – es bringt meist nichts. Man kann sich Gefühle nicht ausreden. Es ist wichtig, dass man negative Emotionen und Gedanken nicht einfach wegschiebt, sondern sich bewusst damit auseinandersetzt. Das bietet die Chance, Neid zu überwinden.

Hilfreich ist auch, den eigenen Blick auf Neid zu überdenken. Neid ist für sich genommen nichts Positives, aber er kann in einem positiven Sinne genutzt werden. Wenn du auf andere neidisch bist, zeigt dir das, was du dir wünscht. Das kann ein Ansporn sein, dich ins Zeug zu legen, um deine Wünsche zu erreichen. Mache dir bewusst, dass anderen das, was bei dir Neid auslöst, wahrscheinlich nicht einfach in den Schoß gefallen ist. Was man haben will, dafür muss man in der Regel arbeiten. Wenn du Neid als Anstoß nutzt, kann er dir dabei helfen, dich weiterzuentwickeln und deine Ziele zu erreichen.

Selbstbewusster werden, um weniger Neid zu empfinden

Neid wird unwahrscheinlicher, wenn du dich auf das fokussierst, was du hast und wer du bist. Viele Menschen, die zu Neid neigen, sind nicht selbstbewusst. Sie haben schnell das Gefühl, dass andere besser oder wertvoller sind als sie selbst. Hier kannst du ansetzen, indem du dein Selbstbewusstsein gezielt stärkst. Dabei kann es helfen, dir deine Errungenschaften und Stärken vor Augen zu führen. Auch ein Coaching kann hilfreich sein, ebenso simple Tools wie zum Beispiel ein Dankbarkeitstagebuch. Dadurch setzt du dich regelmäßig mit den guten Dingen in deinem Leben auseinander, was dich zufriedener machen kann.

Wenn du weniger Neid empfinden willst, solltest du mit Vergleichen vorsichtig sein. Sie bringen ohnehin oft wenig – und sind längst nicht immer korrekt. Wir neigen dazu, die besten Eigenschaften von anderen mit unseren schlechtesten Eigenschaften zu verwenden. Dabei wird leicht übersehen, dass wir immer nur von außen auf andere Menschen blicken können. Wie es ihnen wirklich geht, wie zufrieden sie sind – das wissen wir letztlich nicht. Es kann auch sein, dass die eigene Einschätzung dessen, was ein anderer vermeintlich hat, falsch ist. Die Neidgefühle sind dann womöglich unbegründet, ohne dass das je bemerkt wird.

Wenn du immer wieder neidisch auf Menschen bist, mit denen du eigentlich eine gute Beziehung hast, kann es sinnvoll sein, deinen Neid zur Sprache zu bringen. Das ist vor allem dann eine gute Idee, wenn du glaubst, dass die andere Person bemerkt hat, dass du neidisch bist. In einem Gespräch kannst du deine Sichtweise und deine Empfindungen erklären und deutlich machen, dass du nicht neidisch sein möchtest. Das kann helfen, eine gute Beziehung zu erhalten, und damit sowohl in einem privaten als auch in einem beruflichen Kontext sinnvoll sein.

Was Arbeitgeber gegen Neid am Arbeitsplatz tun können

Neid unter Kollegen ist nicht nur für die Betroffenen belastend, es kann auch eine Belastung für das Betriebsklima sein. Konflikte, die mit Neid einhergehen, wirken sich außerdem auf die Zufriedenheit der Beschäftigten, ihre Leistungen und damit die Produktivität insgesamt aus. Mit anderen Worten: Neidische Kollegen sind auch für Arbeitgeber ein Problem. Dabei können Arbeitgeber einiges dafür tun, dass Neid am Arbeitsplatz unwahrscheinlicher wird.

Um Neid unter Kollegen zu verhindern, ist es wichtig, dass die Mitarbeiter sich nicht in erster Linie als Konkurrenten sehen. Führungskräfte sollten ihre Beschäftigten nicht gegeneinander ausspielen oder ein Konkurrenzdenken gezielt befördern. Eine enge Zusammenarbeit in Kombination mit einer offenen Kommunikation kann Neid hingegen unwahrscheinlicher machen. Teamarbeit kann durch einen intensiveren Kontakt das Verständnis füreinander verbessern. Das gilt auch für Aktivitäten im Team außerhalb der Arbeitszeit.

Wie Vorgesetzte ihre Mitarbeiter behandeln, wirkt sich ebenfalls aus. Ein fairer Umgang mit den Beschäftigten gibt keinen Anlass für Neid. Wenn Führungskräfte offen kommunizieren und transparent mit Entscheidungen umgehen, ist das ebenfalls positiv. Genauso wichtig ist, dass Vorgesetzte ihren Mitarbeitern Wertschätzung entgegenbringen und nicht heraushängen lassen, wenn sie bestimmte Mitarbeiter lieber mögen als andere. Auch eine positive Unternehmenskultur spielt eine wichtige Rolle. 

Tipps zum Umgang mit neidischen Kollegen

Zur Zielscheibe von Neid zu werden kann verunsichern: Wie verhält man sich richtig, wenn andere einem etwas neiden? Zumal dann, wenn von der Beziehung zu der anderen Person viel abhängt – zum Beispiel, weil es sich um einen Kollegen oder eine Kollegin handelt? In so einer Situation kannst du verschiedene Strategien verfolgen. Es ist zum Beispiel hilfreich, wenn du den Neid nicht gleich persönlich nimmst.

Natürlich kann es sein, dass dich jemand einfach nicht mag. Oft hat Neid seine Wurzeln aber in einer Unzufriedenheit der neidischen Person mit sich selbst. Sie ist mit sich nicht im Reinen, hat vielleicht noch andere Baustellen im Leben und reagiert deshalb überzogen oder empfindlich. Wenn du dir bewusst machst, dass der Neid womöglich wenig mit dir zu tun hat, kann das sehr hilfreich sein. Versuche, empathisch mit Menschen umzugehen, die dir etwas neiden. Das gilt auch für Personen, die du nicht sonderlich magst.

Anderen Grenzen setzen

Neid unter Kollegen ist mehr als ein Ärgernis. Es kann dir auch das Leben im Job schwer machen und das Miteinander im Team spürbar belasten. Umso wichtiger ist es, neidischen Kollegen keinen Grund zu geben, eifersüchtig zu werden oder sich unfair behandelt zu fühlen. Wenn du weißt, dass jemand empfindlich auf die Erfolge anderer reagiert, dann gehe damit sensibel um. Freue dich lieber still und heimlich über deine Errungenschaften, statt sie an die große Glocke zu hängen.

Das heißt nicht, dass du anderen keine Grenzen setzen solltest, wenn ihr Neid zu weit geht. Wenn du dir ständig hämische Kommentare anhören musst oder andere immer wieder über dich tuscheln, sprich diese Personen ruhig direkt auf ihr Verhalten an – möglichst freundlich natürlich. Dein Ziel sollte es sein, den Konflikt zu lösen, und nicht, ihn zu verfestigen. Lasse dich von neidischen Kollegen nicht davon abhalten, deine Ziele zu verfolgen. Du musst dich nicht schämen, wenn du erfolgreich bist. Rücksicht ist gut, sie hat aber Grenzen.

Bildnachweis: Velimir Zeland / Shutterstock.com

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