AllgemeinArbeitnehmermarkt & Arbeitgebermarkt: Wer ist im Vorteil?

Arbeitnehmermarkt & Arbeitgebermarkt: Wer ist im Vorteil?

Wer hat auf dem Arbeitsmarkt das Sagen: Sind es Unternehmen, die ihre Konditionen diktieren können, wenn sie einen Job besetzen? Oder sind es Arbeitnehmer, die sich aus vielen Stellen die beste aussuchen können? Das hängt davon ab, ob der Arbeitsmarkt ein Arbeitnehmermarkt oder ein Arbeitgebermarkt ist. Was sich hinter diesen Konzepten verbirgt und welche Auswirkungen sie haben können, erfahren Sie hier.

Arbeitnehmermarkt und Arbeitgebermarkt: Was bedeutet das?

Wenn es um den Arbeitnehmermarkt oder den Arbeitgebermarkt geht, geht es um die Situation am Arbeitsmarkt. Ob es sich zu einer bestimmten Zeit um einen Arbeitnehmermarkt oder einen Arbeitgebermarkt handelt, hängt von Angebot und Nachfrage ab. Das Angebot meint die vorhandenen Arbeitskräfte, die auf der Suche nach einem Job sind. Die Nachfrage bezieht sich auf die Nachfrage der Arbeitgeber nach Arbeitskräften.

Gibt es einen Arbeitgebermarkt, bedeutet das, dass es ein großes Angebot an Fachkräften gibt, die einen Job suchen. In einer solchen Situation konkurrieren die Arbeitssuchenden um die besten Jobs, während viele Unternehmen mehr oder weniger freie Wahl bei der Besetzung freier Stellen haben.

Bei einem Arbeitnehmermarkt ist es umgekehrt – es gibt zu wenig Fachkräfte für die zu besetzenden Stellen. Das führt zu einem Kampf um die Talente zwischen den Unternehmen. Synonym zum Arbeitnehmermarkt ist auch vom Bewerbermarkt die Rede.

Die Auswirkungen von einem Arbeitnehmermarkt oder Arbeitgebermarkt

Ob es einen Arbeitgebermarkt oder Arbeitnehmermarkt gibt, kann für Unternehmen, Arbeitnehmer und Bewerber spürbare Folgen haben. Welche Variante dominiert, bestimmt darüber, wer die Rahmenbedingungen bei der Jobsuche und bei der Ausgestaltung von Jobs direkt oder indirekt bestimmen kann.

Die Folgen eines Arbeitgebermarkts

Ein Arbeitgebermarkt wirkt sich für Arbeitgeber positiv aus. In vielen Fällen haben sie bei Stellenbesetzungen eine Vielzahl an Bewerbern zur Auswahl und können kritisch die Maßstäbe an die Kandidaten anlegen, die ihnen wichtig sind. So können sie häufig genau die Bewerber wählen, die ihren Vorstellungen entsprechen.

Für Bewerber ist ein Arbeitgebermarkt hingegen weniger positiv. In Bereichen, wo es sehr viele Konkurrenten um freie Stellen gibt, kann es selbst für qualifizierte Bewerber schwierig sein, so sehr hervorzustechen, dass sie von Arbeitgebern in die engere Wahl genommen werden. Darüber hinaus kann ein Arbeitgebermarkt dazu führen, dass Arbeitgeber sich vergleichsweise wenig um Bewerber bemühen – weil sie wissen, dass sich ein passender Kandidat finden wird, weil die Stellen schließlich knapp sind.

Auch in laufenden Arbeitsverhältnissen sind Arbeitnehmer nicht selten schlechter gestellt, wenn es am Arbeitsmarkt sehr viele Fachkräfte in ihrem Bereich gibt. Es könnte zum Beispiel sein, dass ihr Arbeitgeber sich im Zweifelsfall schneller von ihnen trennt, weil er weiß, dass er schnell Ersatz finden wird. Außerdem kann die Angst vor der Arbeitslosigkeit angesichts eines schwierigen Jobmarkts dazu führen, dass Beschäftigte in einem Job bleiben, mit dem sie unzufrieden sind.

Die Folgen eines Arbeitnehmermarkts

Die aus Sicht von Beschäftigten wünschenswertere Situation ist ein Arbeitnehmermarkt. In diesem Fall konkurrieren Arbeitgeber um Arbeitskräfte. Es gibt typischerweise viele freie Stellen, weshalb es bei dieser Variante häufig die Arbeitnehmer sind, die sich aussuchen können, wo sie einen Arbeitsvertrag unterschreiben. Sie können entsprechend kritisch an die Jobsuche herangehen und müssen sich nicht aus der Not heraus mit Job-Angeboten zufriedengeben, die sie nicht wirklich überzeugen.

Für Arbeitgeber bedeutet ein Arbeitnehmermarkt, dass sie sich etwas einfallen lassen müssen, um Fachkräfte von sich zu überzeugen. Ansatzpunkte sind unter anderem die Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance, das Gehalt, die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern und Mitarbeiter-Benefits.

Auf einem Arbeitnehmermarkt können Bewerber und Arbeitnehmer Dinge fordern, ohne Angst haben zu müssen, dass sie sofort eine Absage erhalten beziehungsweise auf der Abschussliste des Arbeitgebers landen. Das betrifft etwa die Höhe des Gehalts. Zudem müssen Beschäftigte sich weniger ins Zeug legen, um einen Job zu bekommen oder zu behalten. Ebenfalls positiv für Arbeitnehmer: Wenn Arbeitgeber langfristig Probleme haben, neue Mitarbeiter zu finden, kann es sein, dass befristete Verträge seltener werden. Vielen Arbeitgebern ist unter solchen Umständen nicht daran gelegen, im Zweifelsfall schon nach kurzer Zeit wieder neues Personal suchen zu müssen.

Wenn ein Arbeitnehmermarkt dazu führt, dass es für Arbeitgeber schwierig ist, genügend Fachkräfte zu finden, kann das die Produktivität einer Firma beeinträchtigen. Das wäre ein Wettbewerbsnachteil. Die vorhandenen Mitarbeiter müssen bei Personalmangel zudem womöglich mehr arbeiten und haben durch Überstunden mehr Stress. Auch darunter kann die Produktivität leiden, ebenso die Mitarbeiterzufriedenheit – was Eigenkündigungen der Arbeitnehmer zur Folge haben kann, durch die der Arbeitgeber noch schlechter dasteht.

Arbeitnehmermarkt vs. Arbeitgebermarkt: Wie ist die Lage am Arbeitsmarkt?

Vom Arbeitnehmermarkt zum Arbeitgebermarkt und umgekehrt: Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder verändert. So war der Markt kurz nach der Jahrtausendwende eher ein Arbeitgebermarkt; die Arbeitslosenquote betrug in vielen Jahren fast zehn Prozent. Für Unternehmen bedeutet eine hohe Zahl an Arbeitslosen tendenziell auch eine bessere Position bei der Personalsuche und in Beschäftigungsverhältnissen.

Für viele Unternehmen war die Lage lange Zeit rosig, zumindest in Bereichen mit vielen Fachkräften. Firmen, die für Bewerber attraktiv waren, konnten sich die Top-Kräfte aussuchen. Zuletzt war jedoch ein Trend in Richtung eines Arbeitnehmer- und Bewerbermarkts zu verzeichnen. Dabei spielen der demografische Wandel und der Fachkräftemangel in manchen Bereichen und Regionen wichtige Rollen. Besonders durch den demografischen Wandel könnte sich dieser Trend verstärken, weil viele ältere Arbeitnehmer in Rente gehen und weniger jüngere Arbeitnehmer auf sie folgen.

Letztlich hängt es in erster Linie von der Branche und der Region ab, wie sich die Lage am Arbeitsmarkt entwickelt und ob diese Entwicklung zugunsten von Arbeitnehmern oder Arbeitgebern ausfallen wird. Es gibt Bereiche, wo es zuletzt weniger Stellenangebote gab und wo die Arbeitslosigkeit gestiegen ist. In anderen Bereichen fehlen hingegen weiterhin an vielen Stellen Fachkräfte.

Arbeitgeber müssen sich an einen Arbeitnehmermarkt anpassen

Wenn sich der Trend zu einem Bewerbermarkt verfestigen sollte, wird es für Unternehmen stellenweise noch schwieriger, Fachkräfte zu finden. Selbst in Bereichen, die verstärkt von Fachkräfteengpässen getroffen sind, haben Arbeitgeber jedoch ein Stück weit in der Hand, ob sie genügend Bewerber für freie Stellen finden oder nicht.

Um sich auf einen Arbeitnehmermarkt einzustellen, müssen Firmen ihre Rekrutierungsstrategie überdenken. Entscheidend ist, wo und wie sie nach Fachkräften suchen – und was sie zu bieten haben. Das Employer Branding – und damit der Ruf einer Firma – spielt dafür eine wichtige Rolle. Sind die Mitarbeiter unzufrieden, spricht sich das herum. Umgekehrt machen zufriedene Mitarbeiter indirekt Werbung für ihren Arbeitgeber. Entsprechend wichtig ist die Mitarbeiterzufriedenheit.

Der Fachkräftemangel in manchen Branchen und Berufen hängt in vielen Fällen damit zusammen, dass es um Jobs geht, die schlecht bezahlt und körperlich anstrengend sind. Ein niedriges Gehalt sorgt nicht nur dafür, dass Arbeitnehmer weniger Geld auf dem Konto haben. Es kann auch als Zeichen einer geringen Wertschätzung durch den Arbeitgeber gesehen werden. Kämen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern mit einem höheren Gehalt und besseren Arbeitsbedingungen entgegen, hätten sie im Kampf um Fachkräfte einen klaren Vorteil.

Ein Arbeitnehmermarkt kann auf der anderen Seite für Arbeitnehmer mehr Zufriedenheit bedeuten, wenn sie es sich leisten können, nur einen Job anzunehmen, der ihnen wirklich zusagt. Eine höhere Zufriedenheit ist letztlich auch ein Vorteil für Arbeitgeber, weil zufriedene Beschäftigte tendenziell motiviert, engagiert und produktiv sind. Außerdem geht sie mit einer hohen Mitarbeiterbindung einher. Auch das ist ein Wettbewerbsvorteil.

Bildnachweis: Pressmaster / Shutterstock.com

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