AllgemeinGeeignete Berufe für Depressive: Welche Jobs eignen sich für Betroffene?

Geeignete Berufe für Depressive: Welche Jobs eignen sich für Betroffene?

Mit Depressionen kann es schwer sein, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Viele Betroffene empfinden die Arbeit als zusätzliche Belastung. Es kommt allerdings auch darauf an, welchen Beruf jemand hat und wie groß der Stress im Job ist. Dadurch kommen manche Jobs eher infrage als andere. Hier erfährst du mehr darüber, ob und wie eine Arbeitstätigkeit bei Depressionen noch möglich ist und was du tun kannst, um die Belastungen durch die Arbeit möglichst gering zu halten.

Arbeiten trotz Depression: Geht das?

Depressionen sind eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die den Alltag der Betroffenen stark verändern kann. Zu den typischen Merkmalen einer Depression gehören Müdigkeit, Lethargie, gedrückte Stimmung und Antriebslosigkeit. Nicht die besten Voraussetzungen also, um wie gehabt einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Früher oder später macht sich eine Depression meist auch im Job bemerkbar: Die Betroffenen sind häufig weniger leistungsfähig, oft sind sie auch über längere Zeit krankgeschrieben.

Fakt ist: Depressionen können für lange Fehlzeiten sorgen und gehören zu den häufigsten Gründen für Arbeitsunfähigkeit. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der psychisch bedingten Fehlzeiten an der gesamten Arbeitsunfähigkeit mehr als verdoppelt. Das heißt allerdings nicht zwingend, dass mehr Menschen als früher depressiv sind. Stattdessen werden Depressionen öfter erkannt – auch, weil sich mehr Menschen in depressiven Episoden Hilfe suchen.

Warum es guttun kann, weiter zu arbeiten

Die meisten Krankheitstage entfielen im Jahr 2021 auf psychische Erkrankungen, der häufigste Grund hierfür waren Depressionen. Kann man also überhaupt arbeiten, wenn man depressiv ist? Es kommt darauf an, wie ausgeprägt die Depression ist und wie sie sich für die Betroffenen bemerkbar macht. Menschen mit einer leichten oder mittelschweren Depression können oft noch arbeiten. Es kann dabei sehr förderlich sein, weiterhin zur Arbeit zu gehen, auch wenn der Impuls womöglich da ist, sich krankzumelden. Die Arbeit sorgt für einen strukturierten Alltag und hilft, ein Stück „Normalität“ zu bewahren. Hinzu kommt, dass mit der Arbeit auch soziale Kontakte wegfallen können, die den Betroffenen dann fehlen. Arbeit gilt deshalb als Schutzfaktor bei Depressionen.

Nicht jeder depressive Mensch kann allerdings noch arbeiten. Für manche ist die Belastung zu groß, vor allem, wenn im Job hohe Anforderungen an sie gestellt werden. In solchen Fällen sind die Betroffenen nicht selten auf Dauer wegen ihrer Depressionen arbeitsunfähig. Es kann dann nach einer gewissen Zeit auch zu einer Frühverrentung wegen Erwerbsminderung kommen. 

Berufe für Menschen mit Depressionen: Welche Jobs eignen sich?

Ob trotz der Depressionen eine Arbeitstätigkeit möglich ist, hängt nicht nur vom Schweregrad der Erkrankung ab. Es kommt auch darauf an, wie die Situation am Arbeitsplatz ist. Manche Jobs gehen mit viel Stress und hohem Druck einher. Diesem Druck sind viele Betroffene durch ihre Depressionen nicht mehr gewachsen. Auch viel Verantwortung, zum Beispiel im Zusammenhang mit einer hochrangigen Position, kann zum Problem werden, weil sie den Druck verstärkt. Kommt dann noch ein schlechtes Betriebsklima hinzu oder gibt es Probleme mit dem Chef oder Kollegen, wird es für Menschen mit Depressionen noch schwerer, trotz ihrer Krankheit weiterhin zu arbeiten.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Jobs, in denen der Stress und Druck geringer sind. Vielleicht herrscht ein gutes Betriebsklima, die Betroffenen fühlen sich wertgeschätzt und haben gegebenenfalls sogar die Möglichkeit, ihr Arbeitspensum in Absprache mit dem Chef etwas zu verringern. Eine Rolle spielt dabei auch, wie gerne die Betroffenen ihren Job machen – allgemein und in der akuten Situation vor dem Hintergrund ihrer Depression.

Jobwechsel oder Berufswechsel?

Bei schweren Depressionen lassen sich viele Beschäftigte zunächst krankschreiben. Nicht selten dauert eine Arbeitsunfähigkeit, die mit einer psychischen Erkrankung zusammenhängt, über viele Monate, manchmal auch Jahre an. Der Wiedereinstieg in den Beruf kann besonders bei langen Pausen eine große Hürde sein. Manchmal können sich die Betroffenen gar nicht vorstellen, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. In solchen Fällen kann es eine Überlegung wert sein, den Job zu wechseln. Womöglich finden die Betroffenen eine Stelle, die sich mit ihrer aktuellen Situation und den damit einhergehenden Belastungen besser vereinbaren lässt.

Welche Jobs sind für Depressive eine gute Wahl? Das lässt sich nicht pauschal sagen, sondern es kommt auf die konkrete Situation und die Vorstellungen der Betroffenen an. Manchmal reicht es, den Job zu wechseln. In anderen Fällen ist es langfristig besser, einen anderen Beruf zu ergreifen, der weniger Stress verursacht und der insgesamt besser zu den betroffenen Personen passt. Ein Manager könnte zum Beispiel einen Job suchen, der mehrere Ebenen weiter unten angesiedelt ist, durch den er weniger Stress hat. Eine Anwältin könnte sich dafür entscheiden, in einem kleinen Geschäft als Verkäuferin zu arbeiten, in dem sie positive Kontakte mit anderen Menschen und ein geringeres Arbeitspensum hat.

So findest du heraus, welcher Job zu dir passen könnte

Wenn du wegen deiner Depressionen über eine berufliche Veränderung nachdenkst, können dir die folgenden Fragen dabei helfen, deine berufliche Zukunft etwas klarer zu sehen. Zunächst solltest du herausfinden, was du nicht mehr willst:

  • Was macht dir Stress in deinem Job?
  • Wie belastet dich deine Arbeit?
  • Warum kannst du dir nicht vorstellen, diese Arbeit weiterhin zu machen?
  • Wie hängt dein aktueller Job möglicherweise mit deiner Erkrankung zusammen?

Im nächsten Schritt geht es darum, herauszufinden, was besser zu dir passen könnte:

  • Welche Tätigkeiten kannst du dir beruflich vorstellen?
  • Was müsste gegeben sein, damit du trotz deiner Depressionen arbeiten könntest?
  • Was macht dir im Job besonders Spaß (oder hat dir früher Spaß gemacht)?
  • Wie müssten die Rahmenbedingungen sein, damit du dich im Beruf wohlfühlst?
  • Falls du in Erwägung ziehst, den Beruf zu wechseln: Auf welche Stärken könntest du dabei aufbauen? Welche Qualifikationen kannst du auch anderweitig einsetzen?

Dabei ist es wichtig, realistisch zu bleiben. Als Quereinsteiger hast du in manchen Bereichen zwar durchaus Chancen, in anderen Fällen brauchst du aber für einen anderen Beruf eine Ausbildung oder gar ein Studium. Manchmal kann auch eine Umschulung eine Option sein.

Möglicherweise musst du bei einer beruflichen Veränderung an der einen oder anderen Stelle Abstriche machen. Du könntest dir zum Beispiel einen Job suchen, in dem du weniger Verantwortung tragen musst. Das könnte dich entlasten, auch wenn es für deine Karriere wahrscheinlich weniger förderlich ist. Im Zweifel sollte dein Fokus aber darauf liegen, deine mentale Gesundheit zu verbessern. Wenn du weiterhin depressiv bist und der Job das Problem verschärft, hast du nichts davon. Im Gegenteil: Unter diesen Voraussetzungen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du vorübergehend oder dauerhaft arbeitsunfähig wirst.

Berufe für Depressive: Jobs mit geringeren Anforderungen können hilfreich sein

Wenn dir wegen einer Depression alles zu viel ist, was dich unter Druck setzt oder dir Stress macht, kann ein Job eine Option sein, bei dem die Anforderungen an dich gering sind. Ein Kompromiss könnte es zum Beispiel sein, dir einen Aushilfsjob für einige Stunden in der Woche zu suchen. So kommst du weiterhin raus und hast eine Struktur in deinem Alltag, bist aber nur sehr begrenzt durch hohe Erwartungen an deine Leistungen beschwert. Auch ein Ehrenamt könnte diesen Zweck erfüllen.

Vielleicht findest du auch etwas, das deine Gedanken stark beansprucht und dich dadurch ablenkt – zum Beispiel bei einer Arbeit mit deinen Händen. Ebenso geeignet sein können Tätigkeiten, bei denen du dich ganz in deine Arbeit vertiefen musst. Oder etwas, das dir Freude bereitet: Vielleicht liebst du Tiere und kannst einen Job machen, bei dem du mit Tieren zu tun hast. Oder mit Kindern, alten Menschen oder anderen Menschen im Allgemeinen. Wichtig ist, dass du dir viel Zeit für deine Überlegungen nimmst. Bei Depressionen solltest du nicht leichtfertig den Job wechseln. Nicht immer ist der Job das Problem, sondern eher die durch die psychische Krankheit verzerrte Sichtweise. Entsprechend gut überlegt sollten berufliche Veränderungen sein.

Depressionen durch den Job: Diese Jobs solltest du meiden

Depressionen sind in der Regel nicht durch den Job bedingt, sondern durch genetische Veranlagung oder Traumata. Das heißt aber nicht, dass die Arbeit bei der Entstehung einer Depression keine Rolle spielen kann. Der Job kann zum Trigger werden: Er ist dann zwar nicht der Grund für die Depressionen, wird aber zum Auslöser. Das kann theoretisch durch jeden Job geschehen, es gibt aber Berufe, die mit einem höheren Risiko für Depressionen verbunden zu sein scheinen.

Laut einem Ranking, das die Techniker Krankenkasse nach einer Studie veröffentlicht hat, stehen die folgenden Berufe und Tätigkeitsfelder mit einem höheren Risiko in Verbindung, an Depressionen zu erkranken:

  • Berufe in der technischen Produktionsplanung und -steuerung
  • Unternehmensberatung
  • Medizinisch-technische Berufe im Labor
  • Sicherheitsdienste
  • Sozialarbeiter, Sozialpädagogen
  • öffentliche Verwaltung
  • Krankenpflege
  • Kinderbetreuung
  • Altenpflege
  • Kundenberater im Callcenter

Dabei stellt sich natürlich die Frage nach der Kausalität: Sind die Zusammenhänge zufällig? Ergreifen Menschen, die depressiv sind oder zu Depressionen neigen, eher die genannten Jobs? Oder sind es vielmehr die Jobs selbst, die das Risiko einer Depression ungeachtet von den persönlichen Voraussetzungen einer Person erhöhen? Fakt ist: Viele der genannten Tätigkeiten gehen mit viel Stress einher, teilweise auch mit hohen psychischen und körperlichen Belastungen. Dadurch steigt das Risiko, dass Depressionen bei einer entsprechenden Veranlagung zutage treten.

Belastungen im Job minimieren: Tipps für Betroffene

Nicht jeder Mensch mit Depressionen ist arbeitsunfähig. Viele Betroffene gehen weiterhin einer Erwerbstätigkeit nach. Dann ist es im Job für Depressive wichtig, die Belastungen nach Möglichkeit zu minimieren. Je länger eine Arbeitstätigkeit möglich ist, desto förderlicher ist es in der Regel für die Genesung.

Als Betroffener solltest du überlegen, was du tun kannst, um dir die Arbeit zu erleichtern. Gibt es Dinge, die dich im Job belasten, auf die du aber nur bedingt Einfluss hast? Vielleicht hast du einen hohen Workload, musst viele Überstunden machen oder hast bestimmte Aufgaben, die dich in deiner gegenwärtigen Situation überfordern. Dann empfiehlt sich ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten. Der Arbeitgeber hat ein Interesse daran, dass du im Job nicht ausfällst, und kommt dir hoffentlich entgegen.

Was du darüber hinaus selbst tun kannst, hängt davon ab, was dich im Beruf konkret belastet. Hast du einen hohen Termindruck, herrscht ein schlechtes Arbeitsklima? Gibt es einen großen Erfolgsdruck, musst du ständig erreichbar sein oder wirst an der Arbeit gemobbt? Davon hängt es ab, was du im Einzelfall machen kannst, um deine Situation zu verbessern. Bei vielen Menschen ist es nicht nur der Druck von außen, der sie belastet. Sie stellen auch überzogene Anforderungen an sich selbst und machen es sich dadurch selbst schwer. Falls es dir auch so geht, solltest du deinen Perfektionismus auf ein gesundes Maß herunterschrauben. Ebenso wichtig kann es sein, öfter mal Nein zu sagen. Vielleicht ist es auch sinnvoll, Verantwortung abzugeben.

Wenn es gar nicht geht, solltest du keine Scheu haben, dich krankzumelden. Deine Gesundheit ist wichtiger als deine Verpflichtung gegenüber dem Arbeitgeber. Möglicherweise ist es auch eine Option, den Job zu wechseln. Es ist aber meist sinnvoll, sich mit so einem Schritt Zeit zu lassen; vorschnelle Entscheidungen könntest du nach kurzer Zeit bereuen.

Was Arbeitgeber tun können, um Menschen mit Depressionen die Arbeit zu erleichtern

Auch Arbeitgeber sind gefragt, wenn es darum geht, Jobs für Depressive erträglicher zu machen – und zwar nicht nur als Zeichen der Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitern, sondern auch aus Eigennutz. Für Firmen kann es einen großen Schaden bedeuten, wenn Mitarbeiter durch Depressionen schlechtere Leistungen erbringen, immer wieder oder dauerhaft fehlen. Deshalb ist es für Arbeitgeber wichtig, rechtzeitig aktiv zu werden.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die Prävention. Wo immer es geht, sollten Arbeitgeber auf die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten achten. Ein Aspekt dabei sind arbeitnehmerfreundliche Arbeitsbedingungen. Dazu können angemessene Aufgaben, wenig Stress und nicht zu viel Druck gehören. Ebenso wichtig ist es, dass Vorgesetzte ein offenes Ohr für die Anliegen ihrer Mitarbeiter haben. Je besser das Vertrauensverhältnis ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass betroffene Mitarbeiter mit ihrem Chef über ihre Situation sprechen.

Vorgesetzte können auch ihrerseits das Gespräch mit Mitarbeitern suchen, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht fällt ihnen auf, dass ein Beschäftigter oft schlecht drauf ist, häufig fehlt oder seine Arbeit nicht mehr so gut macht. So ein Gespräch sollte unbedingt freundlich, offen und ohne Vorwürfe geführt werden. Es sollte dabei darum gehen, den Mitarbeiter zu verstehen und ihm zu helfen, und nicht, ihn zu kritisieren.

Sinnvoll sind darüber hinaus Schulungen für Führungspersonen im Unternehmen, auch im Hinblick auf ihre Empathie gegenüber den Mitarbeitern und konstruktive Mitarbeitergespräche. So wissen die Führungskräfte, wie sie in bestimmten Situationen angemessen reagieren können. Wiedereingliederungsmaßnahmen für länger erkrankte Mitarbeiter sind ebenfalls wichtig. Nicht zuletzt können Arbeitgeber ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, eine passende Behandlung zu finden – und ihnen deutlich machen, dass sie sich unbesorgt die nötige Zeit nehmen können, um sich wieder besser zu fühlen.

Bildnachweis: Warpboyz / Shutterstock.com

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