AllgemeinHitzefrei im Job: Muss der Arbeitgeber hitzefrei geben?

Hitzefrei im Job: Muss der Arbeitgeber hitzefrei geben?

Wenn es draußen sommerlich heiß ist, mag das für Freizeitaktivitäten schön sein. Für die Arbeit ist es hingegen oft weniger angenehm – je höher die Temperaturen, desto beschwerlicher sind viele Tätigkeiten. Vor diesem Hintergrund kann die Frage aufkommen, ob es hitzefrei auch für Arbeitnehmer gibt. Besteht bei hohen Temperaturen ein Anspruch auf hitzefrei im Job? Hier erfährst du, welche Regelungen gelten und was Arbeitgeber und Arbeitnehmer tun können, wenn es im Sommer unerträglich heiß wird.

Wie sich Hitze auf den Körper und das Leistungsvermögen auswirken kann

Wer den Tag am Badesee oder im Schwimmbad verbringen will, freut sich über sommerliche Wärme. Muss man hingegen arbeiten, sind höhere Temperaturen weniger willkommen. Dabei muss es noch nicht einmal richtig heiß sein, um Auswirkungen der Wärme auf die Arbeit feststellen zu können. So ist es bei höheren Temperaturen oft schwieriger, sich auf komplexe Tätigkeiten zu konzentrieren. Je stärker das Thermometer in Richtung 30 Grad klettert, desto matschiger kann sich das Gehirn anfühlen. Die Arbeit fällt dann schwerer und dauert länger. Es können auch eher Fehler passieren und das Ergebnis kann schlechter sein als es in einer kühleren Umgebung der Fall gewesen wäre.

Sommerliche Temperaturen können nicht nur die Arbeitsleistung beeinträchtigen, sondern auch das körperliche Wohlbefinden. Hitze belastet den Kreislauf, sie macht müde und kann dazu führen, dass man sich erschöpft fühlt. Hohe Temperaturen können Schwindel verursachen oder Kopfschmerzen auslösen, den Blutdruck senken oder Übelkeit bedingen. Schlimmstenfalls drohen ernstzunehmende Folgen wie ein Hitzschlag oder ein Kreislaufkollaps.

Manche Beschäftigte sind gefährdeter für die Auswirkungen von Hitze als andere. Das gilt zum Beispiel für ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schwangere. Besonders betroffen sind außerdem Personen, die nicht die Möglichkeit haben, in einem klimatisierten Büro oder Betrieb zu arbeiten – zum Beispiel Bauarbeiter oder Garten- und Landschaftsbauer. 

Arbeitsrecht: Hitzefrei im Job?

Was gilt beim Arbeitsschutz für die Temperaturen im Büro oder Betrieb? Gibt es so etwas wie hitzefrei am Arbeitsplatz? Und wenn ja: Ab wann muss der Arbeitgeber hitzefrei geben? Arbeitsgesetze regeln die Temperatur im Büro. Relevant hierfür ist insbesondere die Arbeitsstättenregelung (ASR A 3.5). Entscheidend für die Pflichten von Arbeitgebern ist, wie warm es am Arbeitsplatz ist:

  • Bei Temperaturen zwischen 26 und 30 Grad Celsius muss der Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen, um besonders gefährdete Beschäftigte zu schützen. Dazu können Schwangere gehören, aber auch Menschen, die körperliche Arbeit verrichten oder schwere Arbeitskleidung anhaben.
  • Klettern die Temperaturen über 30 Grad, muss der Arbeitgeber etwas tun, um die Hitze am Arbeitsplatz zu reduzieren und die Arbeitsumgebung erträglicher zu machen. Das kann zum Beispiel durch Ansätze wie Lüften, dem Lockern von Kleidungsvorschriften, Jalousien, Ventilatoren oder Klimaanlagen, Gleitzeitarbeit oder dem Bereitstellen von Getränken geschehen.
  • Noch strenger sind die Vorgaben für Arbeitgeber bei Temperaturen ab 35 Grad: Nun darf nicht mehr dauerhaft gearbeitet werden, wenn es sich vermeiden lässt.

Können Arbeitnehmer sich selbst hitzefrei geben?

Im Einzelfall können außerdem Regelungen im Arbeitsvertrag, einer Betriebsvereinbarung oder einem anwendbaren Tarifvertrag relevant sein. Daraus können sich Rechte oder Pflichten für Arbeitnehmer beziehungsweise Arbeitgeber bei hohen Temperaturen am Arbeitsplatz ergeben.

Ein gesetzliches Recht auf hitzefrei im Büro oder Betrieb gibt es damit nicht. Nichtsdestotrotz haben Arbeitgeber bei hohen Temperaturen Pflichten, gegen die sie nicht verstoßen dürfen. Ergreifen sie keine Maßnahmen, obwohl sie dazu verpflichtet wären, kann das eine Ordnungswidrigkeit darstellen.

Wenn der Arbeitgeber aus Sicht von Beschäftigten nicht genug tut, wenn es heiß ist, bedeutet das jedoch nicht, dass Arbeitnehmer einfach zuhause bleiben dürften. Damit würden sie gegen ihre oberste Pflicht im Arbeitsverhältnis, der Pflicht zu arbeiten, verstoßen. Darauf könnte der Arbeitgeber mit einer Abmahnung, in schwerwiegenden Fällen auch mit einer Kündigung reagieren. Besser ist es deshalb, mit dem Vorgesetzten zu sprechen und den Arbeitgeber aufzufordern, geeignete Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter vor Hitze zu ergreifen.

Wie können Arbeitgeber einer Hitzebelastung am Arbeitsplatz vorbeugen?

Dass es im Sommer heiß werden kann, ist nicht neu. Neu ist jedoch die Intensität, mit der Hitzewellen während der warmen Jahreszeit auftreten können. Durch den Klimawandel sind künftig zunehmend Perioden zu erwarten, in denen es über Tage oder gar Wochen übermäßig heiß ist. Umso wichtiger ist es, dass Arbeitgeber einer starken Hitzebelastung am Arbeitsplatz vorbeugen, um ihre Beschäftigten zu schützen.

Ein Ansatz zum Schutz vor Hitze im Büro oder Betrieb sind technische Maßnahmen. Das kann den Einsatz von Klimaanlagen ebenso betreffen wie Luftbefeuchter, Sonnenschutz oder Ventilatoren. Es ist außerdem sinnvoll, die Räumlichkeiten durch Stoßlüften morgen und abends herunterzukühlen.

An warmen Tagen ist es nicht in allen Räumen gleich warm. Es macht zum Beispiel einen Unterschied, wie groß ein Raum ist, wie gut er isoliert ist und wie er ausgerichtet ist. Wenn manche Räume wärmer sind als andere, kann eine Lösung darin bestehen, auf kühlere Räumlichkeiten auszuweichen. In der Praxis klappt das oft nur begrenzt – es stehen normalerweise nicht ungenutzte Arbeitsplätze in gleicher Anzahl in anderen Bereichen der Firma zur Verfügung. Dann kann eine Alternative darin bestehen, die Beschäftigten dazu zu ermutigen, zuhause zu arbeiten – vorausgesetzt, es ist im Homeoffice klimatisch angenehmer.

Kühlere Zeiten nutzen: Zu Randzeiten arbeiten

Damit die Arbeit trotz der Hitze so angenehm wie möglich ist, sollte ein möglicher strenger Dresscode gelockert werden. Auch in dieser Hinsicht bietet das Homeoffice Vorteile: Hier sieht normalerweise niemand, wie dünn bekleidet Arbeitnehmer herumlaufen. Das kann die Hitzebelastung spürbar mindern.

Arbeitgeber können außerdem von flexiblen Arbeitszeitregelungen Gebrauch machen: Wenn die Beschäftigten in eigenem Ermessen früher oder später am Tag arbeiten dürfen, können sie die Mittagshitze meiden. Zusätzlich ist es sinnvoll, den Mitarbeitern Hitzepausen zu ermöglichen und ihnen Getränke bereitzustellen, um sie dazu zu animieren, ausreichend zu trinken.

Nicht zuletzt haben Arbeitgeber die Möglichkeit, hitzefrei im Büro bei Temperaturen zu geben, bei denen die Arbeit nicht mehr konzentriert möglich ist oder durch die sich gesundheitliche Risiken für die Beschäftigten ergeben könnten.

Hitzefrei für Arbeitnehmer: Wie kann eine Hitzefrei-Regelung in Unternehmen aussehen?

Arbeitgeber müssen bei Hitze bestimmte Regelungen des Arbeitsrechts einhalten, damit die Arbeit für ihre Mitarbeiter nicht zu beschwerlich wird und gesundheitliche Risiken minimiert werden. Ein Recht auf hitzefrei gibt es dabei jedoch für Arbeitnehmer nicht. Sie dürfen erst nach Hause gehen oder zuhause bleiben, wenn der Arbeitgeber es explizit erlaubt. Verantwortliche in Unternehmen können sich jedoch dazu entscheiden, das Thema hitzefrei grundlegend im Arbeitsvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung zu regeln. So muss nicht jedes Mal im Einzelfall entschieden werden, ab wann es hitzefrei im Büro oder Betrieb gibt.

In einer Hitzefrei-Regelung könnten Fragen geregelt sein wie: Ab wann gibt es hitzefrei an der Arbeit? Ab wie viel Grad darf man nicht mehr arbeiten? Welche konkreten Maßnahmen ergreift der Arbeitgeber bei Hitze, um die Beschäftigten zu schützen? Welche Rechte haben Mitarbeiter, welche Pflichten hat der Arbeitgeber? Wie genau die Hitzefrei-Regelung ausgestaltet wird, liegt im Ermessen des Arbeitgebers. Er muss jedoch die arbeitsrechtlichen Vorgaben zum Thema beachten.

Hitze am Arbeitsplatz: Tipps für Beschäftigte

Wie gravierend die Auswirkungen von Hitze am Arbeitsplatz sind, hängt auch davon ab, wie Beschäftigte sich verhalten. So ist es für Arbeitnehmer an heißen Tagen zum Beispiel sinnvoll, sich nicht zu dick anzuziehen, um nicht noch mehr zu schwitzen. Es kann auch hilfreich sein, nicht ins Büro zu müssen, sondern im Homeoffice zu arbeiten – hier sieht einen im Normalfall niemand, so dass man sich noch etwas legerer kleiden kann. Homeoffice macht jedoch nur Sinn, wenn es zuhause nicht noch heißer ist als im Büro.

An heißen Tagen ist es eine gute Idee, die Arbeit möglichst auf Randzeiten zu verschieben – am besten ist es, schon früh am Morgen anzufangen, wenn es draußen noch kühl(er) ist. Bei heißen Temperaturen kommt immer wieder die Frage auf: Fenster auf oder zu? Grundsätzlich ist es empfehlenswert, zu lüften, wenn es noch nicht oder nicht mehr so heiß ist, also früh am Morgen oder gegen Abend. Zwischendurch ist es meist besser, die Fenster geschlossen zu lassen, um die Wärme nicht hineinzulassen. Allerdings kann es für das subjektive Hitzeempfinden gut sein, hin und wieder durchzulüften. So kommt etwas frische Luft ins Büro und vielleicht weht draußen auch etwas Wind, der das Klima ebenfalls angenehmer machen kann.

Damit die Arbeit auch bei Hitze erträglich ist, können Ventilatoren und Klimaanlagen nützlich sein. Klimaanlagen kühlen zwar effektiver, werden aber nicht von allen Menschen als angenehm empfunden. Sie sorgen für trockene Raumluft, was die Schleimhäute reizen und zur Entstehung von Erkältungen beitragen kann. Außerdem gelten besonders schlecht gewartete Anlagen als Virenschleudern: Oft bildet sich Kondenswasser, in dem sich Krankheitserreger tummeln können.

Genug trinken, öfter Pausen machen

Es ist wichtig, an warmen Tagen genug zu trinken. Am besten stellen sich Beschäftigte eine Flasche Wasser (oder ein anderes Getränk) auf den Schreibtisch, um sich ans Trinken zu erinnern. Ist es heiß, sind leichte Mahlzeiten und Snacks besser als üppige Speisen. So wird der Körper nicht übermäßig durch die Verdauung belastet.

Hilfreich ist es auch, bei Hitze genügend Pausen zu machen. Wer bei der Arbeit viel stehen oder laufen muss, sollte sich hin und wieder hinsetzen. Das gilt besonders, wenn die Temperaturen dem Kreislauf spürbar zu schaffen machen. Auch Hektik macht es nicht besser: Wer voll im Stress ist, sollte bewusst einen Gang herunterschalten – auch auf die Gefahr hin, dass dann nicht alles erledigt wird oder bestimmte Dinge länger dauern.

Wer sich wegen starker Hitze nicht gut fühlt, sollte nicht zögern, mit dem Vorgesetzten darüber zu sprechen. Der Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern und muss dafür sorgen, dass es ihnen gut geht und die Arbeit für sie sicher ist. Der Vorgesetzte kann dann geeignete Maßnahmen ergreifen – oder entscheiden, dass ein Mitarbeiter, dem die Wärme zu schaffen macht, nach Hause gehen kann.

Notsituationen: Anzeichen für eine übermäßige Hitzebelastung

Hitze kann nicht nur träge machen und die Arbeit erschweren. Sie kann auch ernstzunehmende gesundheitliche Risiken mit sich bringen – von Kreislaufbeschwerden bis hin zu veritablen Notsituationen. Ist es heiß draußen, kann das gerade bei vorgeschwächten Personen zu Notfällen wie einem Hitzekollaps, Hitzeerschöpfung oder einem Hitzschlag führen. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, auf welche Alarmzeichen man achten muss.

Warnsignale des Körpers bei übermäßiger Hitze sind zum Beispiel

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Bewusstseinsstörungen
  • Benommenheit
  • steifer Nacken
  • Kreislaufbeschwerden
  • Schmerzhafte Muskelkrämpfe
  • Unwohlsein
  • starkes Schwitzen
  • blasse, trockene Haut
  • niedriger Blutdruck
  • Ohnmacht

Was tun bei Verdacht auf Sonnenstich?

Gibt es Anzeichen, die auf drohende Notfälle hindeuten, ist es wichtig, rasch geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Was bei einer starken Hitzebelastung sinnvoll ist, kommt auf die Symptome an, die jemand zeigt. Grundsätzlich ist es wichtig, viel zu trinken und für Abkühlung zu sorgen. Auch frische Luft kann hilfreich sein. Salzhaltige Getränke helfen, einen Elektrolyte-Mangel auszugleichen: Auf einen Liter Wasser kann ein Teelöffel Salz zugefügt werden.

Besonders gefährlich ist Hitze wegen der direkten Sonneneinstrahlung für Menschen, die draußen arbeiten. Sie können schnell einen Sonnenstich entwickeln und sollten bei Anzeichen darauf umgehend an einen schattigen, gut belüfteten Ort gebracht werden. Ihr Kopf sollte hochgelagert und gekühlt werden, zum Beispiel mit feuchten Tüchern. Sie können auch mit kühlem Wasser besprüht werden. Auch Kühlpacks eignen sich. Sie sollten unbedingt in ein Handtuch oder Kleidungsstück eingewickelt werden, um Erfrierungen zu verhindern.

Bei Hitzebelastung sollte außerdem überflüssige Kleidung entfernt werden. Wer ein Thermometer zur Hand hat, sollte die Temperatur messen: Hitzeerschöpfung kann zu einem Hitzschlag führen. Je schlechter der Allgemeinzustand ist, desto mehr deutet darauf hin, dass ärztliche Hilfe unerlässlich ist. Ist jemand kaum noch ansprechbar, kann es für schnelle Hilfe nötig sein, einen Krankenwagen zu rufen. 

Fazit: Starke Hitze als Gefahr bei der Arbeit

  • Bei übermäßiger Hitze kann die Arbeit stark erschwert sein. Nicht nur das: Wer trotzdem arbeitet, kann sich gesundheitlichen Risiken aussetzen.
  • Die Frage „Ab wie viel Grad gibt es hitzefrei bei der Arbeit?“ stellt sich allerdings so nicht – es gibt kein pauschales Recht, bei hohen Temperaturen nach Hause gehen zu dürfen. Unternehmen können sich jedoch freiwillig dazu verpflichten, bei bestimmten Temperaturen hitzefrei zu geben.
  • Für Arbeitgeber ergeben sich durch die Arbeitsstättenregelung ASR A 3.5 bestimmte Pflichten bei Hitze. Was sie tun müssen, hängt von den Temperaturen ab.
  • In Eigenregie sollten Arbeitnehmer nicht beschließen, dass sie hitzefrei haben – damit würden sie gegen ihre Pflichten verstoßen und könnten sich eine Abmahnung oder sogar eine Kündigung wegen Arbeitsverweigerung einhandeln.
  • Starke Hitze während der Arbeit kann zu Notsituationen führen. Es ist wichtig, Anzeichen zu erkennen und frühzeitig zu handeln.

Bildnachweis: Stock-Asso / Shutterstock.com

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