Sich selbst finden – was heißt das eigentlich? Was hat man davon, und wie geht die Selbstfindung? In diesem Artikel erfährst du, was Selbstfindung bedeutet, warum Selbstfindung so wichtig ist und wie es dir gelingen kann, herauszufinden, wer du wirklich bist und was du im Leben willst.
Selbstfindung: Was bedeutet das?
Selbstfindung – den Begriff hört man immer wieder, aber was steckt eigentlich dahinter? Es handelt sich um einen Begriff aus der Psychologie. Er bezieht sich auf einen Prozess, der in der Regel in der Pubertät beginnt. In diesem Alter fangen die meisten Menschen damit an, sich stärker als bisher von anderen abzugrenzen, zum Beispiel von ihrer Familie und von Freunden. Sie beschäftigen sich in dieser Selbstfindungsphase intensiver damit, was sie auszeichnet und was sie wollen, und gewinnen ein besseres Gefühl für ihre eigene Identität.
Dabei stehen Fragen im Mittelpunkt wie: Wer bin ich eigentlich? Was zeichnet mich aus, was ist der Kern von mir als Mensch? Wie definiere ich mich? Und wie sehen mich andere? Was unterscheidet mich von anderen? Durch die Selbstfindung, die ein langer Prozess sein kann, entwickeln Menschen eigene Werte, Ziele und Zukunftsvorstellungen.
Warum Selbstfindung so wichtig ist
Begriffe wie Selbstfindung und Selbstverwirklichung mögen für manche Menschen nach esoterischem Getue klingen. Dabei hat Selbstfindung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Eine erfolgreiche Selbstfindung ist die Grundlage für Selbstverwirklichung, und die wiederum kann für ein erfüllteres Leben mit mehr Zufriedenheit sorgen. Wenn du dich selbst wirklich kennst, aber auch weißt, was dir wichtig ist und wo deine Prioritäten liegen, kannst du dein Leben danach gestalten. Es gelingt dir eher, dein Potenzial auszuschöpfen. Außerdem fühlst du dich wahrscheinlich wohler in deiner Haut, bist im Umgang mit anderen selbstsicherer und machst deinen Selbstwert weniger davon abhängig, was andere (vermeintlich) über dich denken.
Umgekehrt kann es deine Lebensqualität verringern, wenn du dich selbst nicht kennst oder aber dein ureigenes Ich und deine Wünsche und Ziele im Leben ignorierst. Stelle dir ein solches Leben mal vor: Vielleicht geht dein Leben dann einfach den Weg des geringsten Widerstands. Du lässt dich von einem Punkt zum nächsten treiben, was deine Erfahrungen ein Stück weit zufällig und beliebig macht.
Wenn du dich nicht gut kennst, lässt du dich womöglich bei wichtigen Entscheidungen von äußeren Einflüssen leiten. Vielleicht schlägst du den Berufsweg ein, den deine Eltern für angemessen für dich halten. Vielleicht nimmst du die Beförderung an, anstatt dir einen erfüllenderen Job anderswo zu suchen, einfach weil sie dir angeboten wird. Und vielleicht umgibst du dich mit den Menschen, die eben gerade da waren, ohne je zu überlegen, wie gut ihr wirklich zueinander passt und ob dir diese Beziehungen tatsächlich guttun.
Unter diesen Umständen verläuft ein Leben naturgemäß wenig zielgerichtet. Natürlich kannst du Glück haben und zufällig Dinge erreichen oder erleben, die mit deinem wahren Ich im Einklang stehen. Es kann aber auch ganz anders laufen. Vielleicht gerätst du immer wieder in suboptimale Umstände, die dich unglücklich machen. Vielleicht machst du Erfahrungen, die dich nicht voranbringen, sondern gegebenenfalls sogar zurückwerfen. Und du bist sicherlich weniger zufrieden als du es sein könntest. Das kann Stress erzeugen, aber auch psychische Probleme wie Burnout oder Depressionen begünstigen.
Zu sich selbst finden: Wie geht man es an? Tipps für eine erfolgreiche Selbstfindung
Selbstfindung ist ein wichtiger Baustein für ein zufriedenes und glückliches Leben. Wie aber kann man sich selbst finden – anders gefragt: wie geht Selbstfindung? Hier findest du einige Tipps, die dir bei deiner Selbstfindung helfen können.
Selbstfindung erfordert einen langen Atem
Zunächst einmal solltest du keine Wunder erwarten. Selbstfindung ist kein Projekt, was du heute beginnst und nächsten Monat abgeschlossen hast. Es ist in den meisten Fällen ein jahrelanger, eher aber jahrzehntelanger Prozess, sich selbst wirklich kennenzulernen. Zu groß ist die Neigung, zumindest zeitweise im Autopiloten durchs Leben zu gehen – und darüber zu vergessen, wer man eigentlich ist, sein könnte oder gerne wäre. Es geht also bei Selbstfindung darum, bewusster zu leben, und Entscheidungen, Denkweisen und Impulse zu hinterfragen, anstatt einfach kopflos zu agieren.
Wie du dich selbst besser kennenlernen kannst
In deiner Selbstfindungsphase hast du verschiedene Möglichkeiten, dich besser kennenzulernen. Selbstreflexion ist eines der wichtigsten Instrumente, um dich deinem wahren Kern anzunähern. Nimm dir also die nötige Zeit und Ruhe, wichtigen Fragen nachzugehen. Zum Beispiel den folgenden: Was zeichnet mich aus? Was unterscheidet mich von anderen? Was treibt mich an? Wie sehen mich andere (mutmaßlich) und wie sehe ich mich? Wenn ich könnte, wie wäre ich dann gerne? Wie würde ich mein Leben gestalten, wenn ich durch nichts eingeschränkt wäre? Durch solche Überlegungen gewinnst du eine bessere Vorstellung davon, was dich ausmacht.
Neben Selbstreflexion gibt es noch weitere Dinge, die du tun kannst, um dich selbst zu finden. Dazu zählt Meditation ebenso wie Yoga, oder du fängst an, regelmäßig Tagebuch zu schreiben. Generell sind Momente der inneren Einkehr für Selbstfindung essenziell. Eine hervorragende Gelegenheit dazu sind übrigens Spaziergänge in der Natur. Dabei kommst du zur Ruhe und hast nichts anderes zu tun, als deinen Gedanken nachzugehen.
Raus aus der gewohnten Umgebung
Wenn du dich selbst finden möchtest, ist Abstand zum Alltag oft sehr hilfreich. Wenn es dir gelingt, zu deinem alltäglichen Trott Distanz zu schaffen, kannst du bestimmte Dinge womöglich wesentlich klarer sehen. Es kann schon helfen, den Alltag aufzubrechen, indem du einfach mal etwas anders machst – du könntest zum Beispiel am Wochenende einen Ausflug in eine ungewohnte Umgebung machen. Noch besser ist natürlich ein etwas längerer Urlaub, im besten Fall alleine. Du kannst dich auch für ein Retreat anmelden, bei dem du den nötigen Rahmen hast, dich selbst besser kennen und verstehen zu lernen.
Was macht dir Freude im Leben?
Zur Selbstfindung gehört es auch, herauszufinden, welche positiven Dinge es in deinem Leben gibt oder von welchen Dingen du profitieren könntest, weil sie dir Freude bereiten würden. Überlege, was du gerne machst, woran du wirklich Spaß hast und wobei du die Zeit vergisst. Welche Dinge könntest du endlos machen, wobei bist du glücklich und entspannt, was gibt dir Kraft? Wofür kannst du dich begeistern? Das sind die Dinge, die du in deinem Leben in den Mittelpunkt rücken solltest.
Vielleicht gibt es Dinge, die du schon immer mal ausprobieren wolltest – zum Beispiel einen bestimmten Sport oder ein Hobby. Jetzt ist die Zeit dafür, es auch tatsächlich zu tun. Melde dich für einen Kurs an oder bringe dir die jeweilige Aktivität auf eigene Faust näher. Vielleicht stellst du dabei fest, dass dein Interesse doch nicht so groß ist. Vielleicht findest du aber auch eine neue Leidenschaft, die deinen Alltag aufwertet.
Hinterfrage deine Entscheidungen
Das Leben besteht aus unzähligen kleineren und größeren Entscheidungen. Entscheidungen sind der Grund dafür, warum du stehst, wo du stehst. Grund genug, Entscheidungen nicht einfach leichtfertig oder wenig durchdacht zu treffen. Mache es dir zu Angewohnheit, dir deine Gedankengänge vor Entscheidungen bewusst zu machen. Je klarer du erkennst, was dich im Denken und Handeln beeinflusst, desto eher kannst du Kontrolle zurückgewinnen.
Bücher zur Selbstfindung nutzen
Auch Bücher können dir bei der Selbstfindung helfen. Bei der Auswahl von Ratgebern zur Selbstfindung hast du die Qual der Wahl – es gibt eine Fülle an Lektüre zu diesem Thema. Ebenso gibt es Romane und Geschichten, die für die Selbstfindung nützlich sein können. Ein Beispiel ist das Buch „Das Café am Rande der Welt“, in dem sich ein gestresster Manager in einem Café wiederfindet, dessen Speisekarte statt Gerichten Fragen enthält, durch die sich der Gast dem Sinn seines Lebens annähern kann. Ein weiteres Beispiel ist das Buch „Dienstags bei Morrie“ von Mitch Albom, in dem ein sterbender Professor seinem Studenten wichtige Lebenslektionen mit auf den Weg gibt.
Gruppenzwang widerstehen
Der Mensch ist ein soziales Wesen, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass wir dazugehören wollen. Versuche aber, dich in deinem Handeln und Denken möglichst nicht von Gruppenzwang leiten zu lassen, sondern dazu zu stehen, wer du bist und welche Meinungen du hast. Mache dir klar, dass es okay ist, nicht von allen Menschen gemocht zu werden.
Beim Versuch, zu gefallen, müsstest du dich bei manchen Menschen womöglich sehr verbiegen – und hättest trotzdem keine Garantie, dass es klappt. Du magst schließlich auch nicht alle Menschen, und das ist nicht schlimm. Sich von den Meinungen anderer zu lösen und für sich selbst zu denken, ist ein Lernprozess, der besonders am Anfang oft nicht leicht ist. Wenn du beharrlich dranbleibst, wird es dir aber immer leichter fallen.
Verlasse deine Komfortzone
Du kannst dich auch besser kennenlernen, indem du hin und wieder deine Komfortzone verlässt. Wenn du bereit bist, neue Wege zu gehen, und den Mut hast, Neues kennenzulernen, wirst du dafür sehr wahrscheinlich mit bereichernden Erfahrungen belohnt, die dir auch bei deiner Selbstfindung helfen können. Dazu gehört es auch, Dinge zu tun, von denen du immer geträumt hast. Wohl die meisten Menschen haben Dinge im Kopf, die sie liebend gerne tun würden, vor denen sie aber – aus welchen Gründen auch immer – zurückschrecken.
Manchmal spielt dabei die Angst eine Rolle, nicht gut genug zu sein, oder die Erfahrung ist mit Aspekten verbunden, für die man sich überwinden müsste. Egal, was dich abhält: Nehme dir die Sachen vor, die du schon immer ausprobieren wolltest. Im besten Fall sind sie so bereichernd wie du gedacht hast.
Ein Selbstfindungs-Coaching machen
Natürlich hast du auch die Möglichkeit, ein Coaching zur Selbstfindung zu machen. Wichtig ist aber, dass du dir einen Coach suchst, der wirklich zu dir passt und bei dem du dich wohl fühlst. Du musst dich schließlich nicht nur öffnen können, sondern auch überzeugt sein, dass die Tipps von deinem Coach wirklich hilfreich sind. Sonst gehst du das Ganze wahrscheinlich nur halbherzig an – und könntest dir das Geld dann auch sparen.
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