AllgemeinDuale Ausbildung: Praktischer Start ins Berufsleben

Duale Ausbildung: Praktischer Start ins Berufsleben

Über eine duale Ausbildung können Schulabgänger einen Beruf erlernen. Wie genau läuft das ab? In welche Berufe kann eine duale Ausbildung den Einstieg ebnen und was kann man als Azubi verdienen? Hier erfährst du, was rund um die duale Ausbildung wissenswert ist – samt Tipps für die Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz.

Duale Ausbildung Definition: Was ist das?

Was hat die duale Ausbildung für eine Bedeutung – was genau ist damit gemeint? Der Zusatz „dual“, der sich von „zwei“ ableitet, legt es schon nahe: Es handelt sich dabei um ein Ausbildungssystem, bei dem eine Berufsausbildung in einem Betrieb und in einer Berufsschule stattfindet. Dort lernen Auszubildende meist über mehrere Jahre Theorie und Praxis und sollen damit optimal auf ihren künftigen Beruf vorbereitet werden.

Auszubildende eignen sich während der Ausbildung Fähigkeiten und fachliche Kenntnisse an, die für die Ausübung ihres Berufs wichtig sind. Die meisten staatlich anerkannten Ausbildungsberufe in Deutschland setzen eine duale Ausbildung voraus. Es gibt jedoch auch schulische Ausbildungen, bei denen sich die Auszubildenden das nötige Wissen ausschließlich in einer berufsbildenden Schule aneignen. Eine Ausbildung im Betrieb findet dann, anders als bei einer dualen Ausbildung, nicht statt.

Wie läuft eine duale Ausbildung ab?

Viele Schulabgänger haben keine genaue Vorstellung davon, was sie bei einer dualen Ausbildung erwartet. Wie genau eine duale Ausbildung abläuft, unterscheidet sich je nach Beruf und ist in der jeweiligen Ausbildungsordnung festgelegt. Das betrifft zum Beispiel die Dauer der Ausbildung, die meist zwischen zwei und drei Jahren beträgt.

Bei einer dualen Ausbildung teilt sich die Ausbildungszeit in Zeiten im Betrieb und in der Berufsschule. Theorie und Praxis können sich tageweise abwechseln: So kommt es zum Beispiel häufig vor, dass ein Azubi drei bis vier Tage pro Woche im Betrieb ausgebildet wird. Die übrigen ein bis zwei Tage besucht er dann die Berufsschule. Es gibt aber auch das Modell Blockunterricht. Dabei wechseln sich Zeiten im Betrieb und in der Berufsschule wochenweise ab. Meist findet der Wechsel bei dieser Variante alle paar Wochen statt.

Theorie in der Berufsschule, Praxis im Betrieb

Während der Ausbildungsbetrieb dem Azubi praktisches Wissen vermittelt, lernt der Auszubildende in der Berufsschule wichtige theoretische Aspekte kennen, die für die Ausübung seines Berufs wichtig sind. Dabei werden sowohl fachliche Kenntnisse vermittelt als auch die Allgemeinbildung vertieft. Zu den Unterrichtsfächern in der Berufsschule gehören deshalb oft Deutsch, Sport, Politik und Religion.

Die Inhalte der dualen Ausbildung können durch überbetriebliche Lehrgänge ergänzt werden. Solche Lehrgänge werden meist von Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammer (IHK) durchgeführt und sind entweder vorgeschriebener Bestandteil der Ausbildung oder optional.

Um den Wissensstand der Azubis zu überprüfen, findet meist zur Mitte der Ausbildungszeit eine Zwischenprüfung statt. Eine duale Ausbildung endet mit der Abschlussprüfung, die im Handwerk auch als Gesellenprüfung bezeichnet wird. Wer seine Ausbildung erfolgreich beendet, erhält ein Berufsschulzeugnis, ein Zeugnis des Ausbildungsbetriebs und ein Abschlusszeugnis (oder einen Gesellenbrief). Wer seine Abschlussprüfung nicht besteht, hat nach dem ersten Fehlversuch noch zwei weitere Versuche. Wenn es in diesem Zusammenhang nötig sein sollte, kann die Ausbildungszeit um bis zu ein Jahr verlängert werden.

Duale Ausbildung: Dauer und Gehalt

Wie lange eine duale Ausbildung dauert, ist nicht bei jedem Ausbildungsberuf gleich. Die Dauer einer dualen Ausbildung hängt neben dem gewählten Beruf auch von den individuellen Umständen ab.

Viele Ausbildungen dauern standardmäßig drei Jahre, es gibt aber auch Ausbildungen, die sich über zwei oder dreieinhalb Jahre erstrecken. Die duale Ausbildung kann häufig verkürzt werden, wenn der Azubi bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Wer etwa die Fachhochschulreife besitzt, kann die Ausbildung mit dem Einverständnis des Ausbildungsbetriebs verkürzen. Ebenso kann die Abschlussprüfung bei guten Leistungen im Betrieb und in der Berufsschule vorgezogen werden.

Auszubildende haben Anspruch auf eine angemessene Vergütung. Sie bekommen eine Ausbildungsvergütung vom Ausbildungsbetrieb. Wie hoch das Lehrlingsgehalt ausfällt, hängt vom gewählten Beruf, dem Lehrjahr und dem Betrieb ab. Wenn bei einem Ausbildungsverhältnis ein Tarifvertrag anwendbar ist, können sich daraus bestimmte Mindest-Vergütungsansprüche für den Azubi ergeben.

Was kann man als Azubi verdienen?

Im Jahr 2022 haben Azubis in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 1.057 Euro pro Monat verdient. Wie bei den Gehältern für reguläre Jobs gibt es auch bei den Ausbildungsvergütungen ein Ost-West-Gefälle. In ostdeutschen Bundesländern verdienen Azubis durchschnittlich weniger als im Westen Deutschlands.

Seit dem Jahr 2020 gibt es zudem eine Mindestausbildungsvergütung für Auszubildende, die eine Ausbildung machen, die im Berufsbildungsgesetz oder in der Handwerksordnung geregelt ist. Wer im Jahr 2022 eine Ausbildung begonnen hat, hat im ersten Lehrjahr Anspruch auf eine monatliche Ausbildungsvergütung von mindestens 585 Euro. Beginnt die duale Ausbildung in 2023, haben neue Azubis Anspruch auf eine Mindestvergütung von 620 Euro im Monat.

Obwohl die Ausbildungsbetriebe in vielen Fällen selbst entscheiden können, wie viel sie ihren Azubis zahlen, hängt es doch stark vom Beruf ab, wie viel Auszubildende erwarten können. Manche Ausbildungsberufe gehen mit einer besonders hohen Ausbildungsvergütung einher. Dazu zählen Mechatroniker, Maurer und Industriemechaniker. Am anderen Ende des Spektrums finden sich schlecht bezahlte Berufe wie Friseur, Florist, Bäcker oder Schornsteinfeger. Hier können Azubis auch während der Lehre keine hohe Vergütung erwarten.

Duale Ausbildungsberufe: Welche Berufe kann man über eine Ausbildung erlernen?

Eine duale Ausbildung kann dir den Weg in zahlreiche Berufe ebnen. Es gibt Hunderte anerkannte duale Ausbildungsberufe in Deutschland, die du auf diesem Weg erlernen kannst. Zu den wichtigsten Zweigen zählt das Handwerk: Du kannst dich zum Beispiel zum Tischler, Maler, Bäcker oder Friseur ausbilden lassen. Auch viele Berufe im Bereich Industrie und Handel sind Ausbildungsberufe, etwa Bankkauffrau oder -mann, Versicherungskauffrau oder -mann und Verkäufer.

Die Landwirtschaft ist ein weiterer Wirtschaftszweig, der durch Ausbildungsberufe geprägt ist. Ausbilden lassen kannst du dich zum Beispiel im Garten- und Landschaftsbau, als Landwirt oder Forstwirt. Als angehender Azubi können auch die freien Berufe interessant für dich sein, darunter Medizinischer Fachangestellter, Zahnmedizinischer Fachanagestellter und Pharmazeutisch-kaufmännischer Fachangestellter. Ebenso gut kann dir über eine Ausbildung der Einstieg in den öffentlichen Dienst gelingen. Zu den Ausbildungsberufen zählen hier etwa Verwaltungsfachangestellter und Justizfachangestellter.

Für andere Berufe brauchst du hingegen ein Studium, zum Beispiel, wenn du Jurist, Arzt oder Lehrer werden möchtest. In anderen Fällen kannst du zwar eine Ausbildung machen, sie findet aber nicht dual, sondern nur an einer Schule statt. Das gilt zum Beispiel für Erzieher, Physiotherapeuten, Kosmetiker, Ergotherapeuten und Heilerziehungspfleger.

Vorteile und Nachteile des dualen Ausbildungssystems

Vielen Schulabgängern fällt es schwer, eine Entscheidung über ihren weiteren Bildungsweg zu treffen. Sollen sie eine Ausbildung machen oder doch lieber studieren? Wenn du noch nicht sicher bist, ob eine Ausbildung das Richtige für dich ist, solltest du die mit einer dualen Ausbildung verbundenen Vor- und Nachteile kennen.

Vorteile einer dualen Ausbildung

  • Im Vergleich zu einem Studium läuft eine duale Ausbildung deutlich praxisnaher ab. Du lernst schließlich nicht nur die Theorie, sondern wendest sie im Ausbildungsbetrieb auch direkt an. Diese Praxisnähe gefällt vielen Arbeitgebern, weshalb die Jobaussichten mit einer abgeschlossenen dualen Ausbildung oft gut sind.
  • Über eine duale Ausbildung kannst du in der Regel schneller beruflich durchstarten als es bei einem Studium der Fall ist, wo du nach dem Bachelor womöglich noch einen Master, Praktika oder ein Traineeship machen würdest.
  • Oft dürfen sich Azubis über eine garantierte Übernahme freuen. Selbst wenn es keine entsprechenden Übereinkünfte gibt, stehen die Chancen doch gut, im Ausbildungsbetrieb Fuß zu fassen – schließlich lernt man dich während deiner Ausbildung gut kennen. Wenn du die Verantwortlichen von deinen Qualitäten überzeugst, hast du nach der Ausbildung womöglich einen sicheren Job.
  • Ein weiterer Vorteil einer dualen Ausbildung: Du bekommst von Anfang an eine Ausbildungsvergütung. Um dir eine eigene Wohnung leisten zu können, reicht das Ausbildungsgehalt zwar womöglich nicht, aber immerhin verdienst du – anders als bei einem Studium – überhaupt eigenes Geld.
  • Durch bundesweit geltende Ausbildungsordnungen ist die duale Ausbildung einheitlich geregelt. Jeder Azubi erwirbt grundsätzlich dasselbe Wissen wie Azubis in einem anderen Ausbildungsbetrieb oder einer anderen Berufsschule.

Nachteile einer dualen Ausbildung

  • Der wohl größte Nachteil einer dualen Ausbildung: Du kannst auf diese Weise nicht jeden Beruf erlernen. Für manche Berufe musst du studieren – allerdings kann es durchaus eine Option sein, erst eine Ausbildung zu machen und dann noch ein Studium obendrauf zu setzen.
  • Ausbildungsberufe sind oft schlechter bezahlt als akademische Berufe. Dadurch hast du womöglich dein Berufsleben lang ein schlechteres Gehalt als es mit einem Studium der Fall wäre. Indem du dich weiterbildest oder deinen Meister machst kannst du aber häufig so weit aufsteigen, dass das Gehalt entsprechend höher ausfällt.
  • Die Qualität der Ausbildung im Betrieb kann stark schwanken. Es kommt immer wieder vor, dass Azubis als billige Arbeitskräfte betrachtet werden. Statt sie gründlich auszubilden, werden sie dann für Arbeiten eingesetzt, die andere nicht machen wollen. Das kann bei betroffenen Azubis für Frust sorgen; außerdem werden sie auf diese Weise schlechter auf ihre Prüfungen und ihr späteres berufliches Dasein vorbereitet.

Ausbildungsplatz suchen: Das solltest du beachten, wenn du eine Ausbildung machen möchtest

Wie geht man am besten vor, wenn man eine duale Ausbildung machen möchte? Ganz grundlegend ist es wichtig, dass du dir deine Entscheidung gut überlegt hast. Viele Schulabgänger haben falsche oder unzureichende Vorstellungen davon, wie der Berufsalltag in bestimmten Berufen aussieht. Es ist deshalb immer eine gute Idee, ein Praktikum im angestrebten Bereich zu machen, bevor du einen Ausbildungsvertrag unterschreibst. Ebenso hilfreich kann es sein, mit Leuten zu sprechen, die den jeweiligen Beruf ausüben.

Überlege dir auch, ob eine Ausbildung der beste Weg für dich ist. Alternativen, besonders ein Studium oder ein duales Studium, solltest du zumindest erwägen. Außerdem musst du sicherstellen, dass du selbst die Voraussetzungen erfüllst, um die gewünschte duale Ausbildung machen zu können. Das betrifft zum Beispiel den vom Betrieb geforderten Schulabschluss, aber auch ein gewisses Talent und Interesse sowie gute Noten in Fächern, die für die Ausbildung wichtig sind.

Einen guten Ausbildungsbetrieb finden

Wenn du dir sicher bist, dass du eine duale Ausbildung machen möchtest, solltest du dich möglichst frühzeitig um die Suche nach einem Ausbildungsplatz kümmern. Wann du dich spätestens bewerben solltest, hängt davon ab, wann du mit der Ausbildung anfangen möchtest und in welchem Bereich du dich ausbilden lassen möchtest.

Die Bewerbungsfristen für Ausbildungen sind typischerweise nach Beruf gestaffelt. Natürlich kommt es auch darauf an, wie früh sich die Ausbildungsbetriebe mit der Suche nach neuen Auszubildenden befassen. Große Unternehmen suchen oft mit mehr zeitlichem Vorlauf als kleine Familienbetriebe. Zwar kannst du oft auch noch kurz vor dem gewünschten Ausbildungsbeginn fündig werden – vor allem in Berufen, für die es ohnehin zu wenige Azubis gibt –, allerdings sind die besten Plätze dann oft schon weg.

Die Suche nach einem Ausbildungsplatz solltest du nicht dem Zufall überlassen. Die Qualität deiner Ausbildung hängt in hohem Maße davon ab, wie du im Betrieb ausgebildet wirst. Ob sich der Betrieb Mühe gibt oder nicht, macht einen großen Unterschied. Suche dir einen Ausbildungsbetrieb, in dem Azubis gut betreut und individuell gefördert werden. Informiere dich dafür möglichst umfassend über die infrage kommenden Firmen, indem du dir Bewertungen und Erfahrungsberichte anderer Azubis durchliest. Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, mit früheren Azubis oder Mitarbeitern direkt zu sprechen.

Eine überzeugende Bewerbung als Azubi schreiben

Damit du bei Bewerbungen gute Chancen hast, solltest du dir dabei unbedingt Mühe geben. Verschicke vollständige Bewerbungsunterlagen mit Anschreiben, Lebenslauf, deinem Abschlusszeugnis und gegebenenfalls je nach Beruf weiteren essenziellen Nachweisen.

Deine Bewerbung sollte keine Rechtschreibfehler oder andere Fehler enthalten. Achte darauf, dass dein Anschreiben interessant zu lesen ist und erklärt, warum du dich genau dort bewirbst und warum man dich als Azubi einstellen sollte. Beim Lebenslauf ist Übersichtlichkeit wichtig; außerdem empfiehlt es sich, ein hochwertiges Bewerbungsfoto anzuhängen. Das ist zwar keine Pflicht, ein gutes Bild kann dich aber im positiven Sinne von deinen Mitbewerbern abheben.

Bildnachweis: Kzenon / Shutterstock.com

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