AllgemeinIntrapreneurship – wenn der Arbeitnehmer wie ein Unternehmer denkt

Intrapreneurship – wenn der Arbeitnehmer wie ein Unternehmer denkt

Als Arbeitnehmer sollte man unternehmerisches Denken der Chefetage überlassen? Nicht unbedingt. Viele Arbeitgeber freuen sich, wenn ihre Mitarbeiter mit hoher Motivation an ihre Aufgaben herangehen, mitdenken und eigene Ideen entwickeln. Möglicherweise werden sie dabei sogar zum Intrapreneur – zum Unternehmer innerhalb eines Unternehmens. Was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt, was Intrapreneurship auszeichnet und welche Vor- und Nachteile damit einhergehen können, verrät dir dieser Artikel.

Intrapreneurship Definition: Was ist damit gemeint?

Was ein Entrepreneur ist, wissen wohl die meisten Menschen, jedenfalls ansatzweise: Gemeint ist ein Unternehmer, aber nicht einfach irgendeiner. Ein Entrepreneur zeichnet sich dadurch aus, dass er eine innovative Geschäftsidee hat. Er ist überaus motiviert, es umzusetzen, investiert auch gedanklich sehr viel in sein Vorhaben und ist bereit, Risiken einzugehen. Die Haltung und Herangehensweise eines Unternehmers entscheiden darüber, ob er als Entrepreneur bezeichnet werden kann oder nicht.

Vom Begriff des Entrepreneurs leitet sich der Begriff Intrapreneur ab. Der US-amerikanische Entrepreneur und Autor Gifford Pinchot III hat die Bezeichnung Ende der 1970er Jahre geprägt. Sie setzt sich aus den Wörtern „intracorporate“ für innerbetrieblich und eben dem Entrepreneur zusammen. Gemeint ist damit ein innerbetrieblicher Entrepreneur, weshalb auch vom Unternehmer im Unternehmen die Rede ist. Auf einen Intrapreneur treffen viele Merkmale zu, die typisch für einen Entrepreneur sind, aber er ist eben kein Unternehmer, sondern in einem Unternehmen angestellt.

Merkmale eines Intrapreneurs

Was zeichnet einen Intrapreneur aus? Ein Intrapreneur ist ein Arbeitnehmer, der aber in seiner tagtäglichen Arbeit nicht nur stur das umsetzt, was explizit von ihm gefordert wird. Er wartet nicht auf Befehle von oben, sondern denkt mit. Er bringt in hohem Maße unternehmerisches Denken mit, trifft eigene Entscheidungen, soweit er dazu befugt ist, und geht kreativ, motiviert und mit hohem Verantwortungsbewusstsein an die Arbeit. Mit anderen Worten: Ein Intrapreneur bringt die typischen Eigenschaften eines Entrepreneurs mit, obwohl er eigentlich keiner ist.

Zum Intrapreneurship gehört es auch, dass die Beschäftigten sich nicht starr nach Zuständigkeiten richten, sondern im Zweifel auch Dinge erledigen, die nicht in ihrer Jobbeschreibung stehen – eben so, wie es für eine bestimmte Idee oder ein Projekt gerade nötig ist. Ein Intrapreneur verfolgt ebenso wie ein Unternehmer beharrlich seine Ziele und tut alles, um sie zu erreichen.

Kann jeder zum Intrapreneur werden?

Wie wird man zum Intrapreneur? Und kommt Intrapreneurship für jeden Arbeitnehmer in Betracht? Es gibt verschiedene Wege zum Intrapreneurship. Intrapreneure können einerseits eine bestimmte Stelle im Unternehmen innehaben, mit der der Intrapreneurship unmittelbar verknüpft ist. Es handelt sich dann um Führungspositionen, bei denen die Intrapreneure ein mehr oder weniger großes Team hinter sich haben. Ein Beispiel ist die Leitung von Tochterfirmen, wobei Intrapreneure auch auf niedrigeren Ebenen in einem Unternehmen angesiedelt sein können.

Andererseits kann jeder Mitarbeiter, unabhängig von seiner Position, zum Intrapreneur werden, wenn er die richtigen Persönlichkeitsmerkmale mitbringt und mit einer entsprechenden Haltung an seine Arbeit herangeht. Dafür ist es förderlich, wenn ein Arbeitnehmer verantwortungsbewusst, engagiert und risikobereit ist, er sich stark mit dem Unternehmen identifiziert, in hohem Maße motiviert ist und gerne Entscheidungen trifft. (Künftige) Intrapreneure sollten außerdem lösungsorientiert denken, widerstandsfähig und teamfähig sein und die nötige Kreativität haben, um innovative Ansätze zu entwickeln.

Ob jemand zum Intrapreneur werden kann, hängt also unmittelbar mit seiner Persönlichkeit zusammen. Es muss zur Person und ihren Vorstellungen passen. Nicht jeder Arbeitnehmer denkt wie ein Unternehmer, und nicht jeder möchte das überhaupt. Manche fühlen sich durch ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Gestaltungsspielraum überfordert und empfinden die Freiheiten, die mit einem Intrapreneurship verbunden sind, als Last statt als Gewinn. Wenn ein Mitarbeiter kein Interesse daran hat, Unternehmer im Unternehmen zu sein, bringt es nichts, den Intrapreneurship zu erzwingen.

Unternehmensinterne Voraussetzungen für Intrapreneurship

Ob und in welchem Maße Intrapreneurship in einem Unternehmen möglich ist, hängt nicht nur davon ab, inwieweit sich die Mitarbeiter als Intrapreneure eignen. Auch das Unternehmen selbst ist gefragt, die richtigen Strukturen zu schaffen, damit Intrapreneurship in der Firma gedeihen kann.

Hilfreich sind flache Hierarchien und transparente Entscheidungswege. Die Mitarbeiter sollten möglichst eigenverantwortlich handeln können, was auch voraussetzt, dass das Unternehmen den Mitarbeitern viele Freiheiten lässt und ihnen ein hohes Maß an Vertrauen entgegenbringt. Entscheidend ist die Denkweise in der Führungsetage. Wenn eigenständige Mitarbeiter kritisch gesehen werden, wird sich kein Intrapreneurship entwickeln können. Dafür ist es wichtig, dass Führungskräfte auf allen Ebenen nicht nur offen für Ideen der Mitarbeiter sind, sondern dass Mitdenken explizit erwünscht ist.

In Unternehmen, die Intrapreneurship befördern, hat man das große Potenzial, das die eigenen Mitarbeiter bieten, erkannt, und setzt ganz bewusst darauf. Werden die Mitarbeiter hingegen permanent kontrolliert und wird es kritisch gesehen, wenn sie von ihren eigentlichen Aufgaben abweichen, stehen die Vorzeichen für Intrapreneurship nicht gut. Mikromanagement ist in diesem Sinne besonders negativ. Es ist für die Mitarbeiter oft frustrierend und lässt keine Kreativität zu.

Wie können Unternehmen Intrapreneurship bei ihren Mitarbeitern fördern?

Im besten Fall fördert das Unternehmen Intrapreneurship aktiv, indem es seine Mitarbeiter in ihrem unternehmerischen Denken bestärkt. Unternehmen wie Google, Intel, die Deutsche Bahn, Xerox oder Microsoft fördern innovative Ideen aus der Belegschaft ganz bewusst. Das kann zum Beispiel, wie bei Google, bedeuten, dass die Beschäftigten die Freiheit haben, sich einen Teil der Zeit eigenen Projekten zu widmen.

Damit Intrapreneurship gedeihen kann, ist es nicht nur hilfreich, wenn Arbeitnehmer Zeit für eigene Ideen erübrigen dürfen. Auch ein dafür vorgesehenes finanzielles Budget kann dafür sorgen, dass gute Ideen von Mitarbeitern keine Ideen bleiben, sondern weitergedacht und im besten Fall auch tatsächlich umgesetzt werden. Lohnenswert ist auch eine individuelle Förderung der Mitarbeiter, zum Beispiel über Weiterbildungen, um ihre Wissensbasis und ihre Fähigkeiten zu stärken. Nicht zuletzt benötigen Intrapreneure Zugang zu bestimmten Ressourcen im Unternehmen, zum Beispiel, indem sie bestimmte Geräte nutzen dürfen.

Intrapreneurship: Vorteile & Nachteile

Sollte also jeder Arbeitnehmer zum Intrapreneur werden, egal, welchen Job er hat und für wen er arbeitet? Nicht unbedingt. Intrapreneurship kann für Arbeitgeber und die betroffenen Mitarbeiter mit verschiedenen Vorteilen, aber auch Nachteilen einhergehen. Welche Aspekte jeweils für und gegen Intrapreneurship sprechen, haben wir hier für dich zusammengefasst.

Vor- und Nachteile von Intrapreneurship aus Sicht von Arbeitgebern

Für Arbeitgeber hat Intrapreneurship bei den Mitarbeitern in den meisten Fällen mehr Vorteile als Nachteile. Wohl jedes Unternehmen wünscht sich Mitarbeiter, die mitdenken, die kreativ sind und innovative Konzepte erarbeiten. Unternehmer im Unternehmen tun mehr, als sie müssten, und lassen sich von Hindernissen und Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen. Nicht zuletzt bringen Intrapreneure ein hohes Maß an Motivation mit: Sie sind am Erfolg des Unternehmens ehrlich interessiert und geben oft alles, um dazu beizutragen. Das kann dafür sorgen, dass Intrapreneure besonders leistungsfähige – und damit wertvolle – Mitarbeiter sind.

Intrapreneure sind darüber hinaus besonders loyal, was es unwahrscheinlicher macht, dass sie sich auf absehbare Zeit einen anderen Job suchen. Indem Mitarbeitern Freiräume gelassen werden, kann oft auch verhindert werden, dass sie sich mit ihren Ideen selbständig machen. Nicht zuletzt: Die eigenen Mitarbeiter kennen das Unternehmen am besten. Sie haben oft gute Ideen und Vorschläge, wie man das Unternehmen weiter voranbringen könnte – wenn man sie lässt. Das birgt für Unternehmen ein enormes Potenzial.

Nichtsdestotrotz kann Intrapreneurship für Arbeitgeber auch Nachteile mit sich bringen. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn ein Mitarbeiter sich nicht mehr an Regeln hält und die Dinge nach eigenem Gutdünken erledigt. Oder wenn er Entscheidungen trifft, zu denen er gar nicht befugt ist. Kurzum: Wenn ein Beschäftigter seine Freiheiten in einer Art und Weise nutzt, die das Unternehmen nicht weiterbringt und deshalb nicht in dessen Sinne ist, hat ein Arbeitgeber von Intrapreneurship wenig.

Vor- und Nachteile von Intrapreneurship aus Sicht von Arbeitnehmern

Ob Intrapreneurship für Arbeitnehmer eher Vorteile oder Nachteile mit sich bringt, hängt von der Persönlichkeit und den Vorstellungen der Betroffenen, aber auch den Umständen ab. Ein Vorteil kann Intrapreneurship sein, wenn es den Mitarbeitern einfach Spaß macht: Wer viel entscheiden kann, kann auch viel bewegen. Das Gefühl, wirklich einen Mehrwert für den Arbeitgeber schaffen zu können, kann die Zufriedenheit am Arbeitsplatz erhöhen. Es kann dem eigenen Tun auch mehr Sinn geben und eine Möglichkeit der Selbstverwirklichung darstellen. Arbeitnehmer können sich als Intrapreneure beweisen und eigene Ideen vorantreiben. Sie können sich wie ein Unternehmer verhalten, ohne gleichzeitig dieselben Risiken tragen zu müssen. Auch für den beruflichen Aufstieg kann Intrapreneurship überaus nützlich sein.

Auf der anderen Seite kann Intrapreneurship für Arbeitnehmer aber auch Nachteile haben. Angenommen, jemand hat keine Führungsposition inne, sondern kann vielmehr durch seine engagierte Art als Intrapreneur bezeichnet werden. Der höhere Einsatz, der damit verbunden ist, spiegelt sich dann womöglich nicht im Gehalt wider. In diesem Fall „schenkt“ der Mitarbeiter seinem Arbeitgeber Leistungen, die dieser nicht angemessen finanziell würdigt. Die Gefahr einer Selbstausbeutung ist dann oft groß.

Intrapreneurship birgt für Arbeitnehmer die Gefahr, dass der Arbeitgeber ihr zusätzliches Engagement irgendwann als selbstverständlich betrachtet und immer mehr erwartet – von ihnen und ihren Kollegen, die sich durch Intrapreneure im Team unter Druck gesetzt fühlen können. Viele Intrapreneure arbeiten sehr viel und machen entsprechend viele Überstunden. Das sorgt meist auch für mehr Stress und kann langfristig zu Burnout oder Depressionen führen.

Intrapreneure können außerdem falsche Entscheidungen treffen, wodurch ihre Stellung im Unternehmen leiden kann. Nicht zuletzt kann es für Intrapreneure zum Problem werden, dass sie ihre Vorstellungen eben nicht zu 100 Prozent verwirklichen können, weil letztlich der Arbeitgeber entscheidet, was sinnvoll ist und was nicht. Spielt der Arbeitgeber nicht mit, kann das für Frust sorgen.

Bildnachweis: Rawpixel.com / Shutterstock.com

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