AllgemeinPsychopathen erkennen: Was ist ein Psychopath?

Psychopathen erkennen: Was ist ein Psychopath?

Die Wahrscheinlichkeit, einem Menschen mit psychopathischen Zügen über den Weg zu laufen, ist gar nicht so gering, wie viele meinen. Woran erkennt man Psychopathen? Wie kann man sich vor solchen Menschen schützen? Und wie reagiert man am besten auf sie, wenn man sich nicht zur Zielscheibe machen, aber auch nicht alles gefallen lassen will? In diesem Artikel erfährst du es.

Psychopath: Definition des Begriffs

Wohl jeder kennt den Begriff Psychopath, aber längst nicht jedem ist klar, was einen Psychopathen konkret ausmacht. Was ist ein Psychopath? Bei Psychopathie handelt es sich um eine schwere antisoziale Persönlichkeitsstörung. Die Betroffenen sind nicht oder schlecht dazu in der Lage, Empathie gegenüber anderen Menschen zu empfinden. Sie nehmen deshalb auch keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer, sondern gehen oft skrupellos ihren Weg – auch wenn das Nachteile für andere bedeutet.

Wie stark die psychopathischen Merkmale ausgeprägt sind, kann sich von Fall zu Fall zum Teil stark unterscheiden. Es ist jedoch ein Irrglaube, dass alle Psychopathen früher oder später durch kriminelle Handlungen auffallen oder gar als Mörder in Erscheinung treten würden. Viele Psychopathen sind beruflich überaus erfolgreich und oft in hochrangigen Positionen anzutreffen.

Psychopath Merkmale: So kannst du Psychopathen erkennen

An welchen Merkmalen lässt sich erkennen, ob jemand ein Psychopath ist? Auf den ersten Blick ist es kaum möglich, einen Psychopathen zu enttarnen. Die meisten Psychopathen sind sehr gut darin, sich nach außen so zu präsentieren, wie sie von anderen wahrgenommen werden wollen. Häufig sind sie gute Schauspieler und können sehr charmant und überzeugend sein. Ihre Fähigkeit, andere zu täuschen, kann so weit gehen, dass selbst nahestehende Menschen nicht oder nicht in vollem Ausmaß merken, mit wem sie es zu tun haben. Oft wissen Psychopathen sehr genau, wie sie eine Person so manipulieren können, dass sie Vorteile erlangen. Viele Betroffene sind sehr wortgewandt und treten selbstbewusst auf, wobei ihr Selbstwertgefühl häufig stark überhöht ist.

Kennzeichnend für Psychopathie ist das mangelnde Einfühlungsvermögen. Es ist allerdings nicht abschließend geklärt, ob Psychopathen zu Empathie schlicht nicht in der Lage sind oder ob sie durchaus empathisch sind, aber sich von den Gefühlen und Wünschen anderer einfach nicht beirren lassen. Wenn sie etwas wollen, können Psychopathen skrupellos und gefühlskalt sein. Sie sind außerdem sehr gut darin, Schwachstellen anderer aufzudecken und gezielt auszunutzen. Ehrliche, tiefe Gefühle zu anderen Menschen können Psychopathen nicht entwickeln.

Erst mit der Zeit werden psychopathische Züge auffälliger

Psychopathen neigen zu Impulsivität; sie können sich schlecht beherrschen. Außerdem hassen viele Psychopathen Langeweile und lieben den Nervenkitzel. Das kann sie zu riskantem Verhalten verleiten, bei dem sie furchtlos auftreten. Typisch ist außerdem eine mangelnde Reue: Fehler gestehen Psychopathen in aller Regel nicht ein und übernehmen dafür auch keine Verantwortung.

Wer einen Psychopathen kennenlernt, wird wahrscheinlich nicht dazu in der Lage sein, seine psychopathischen Züge zu erkennen. Mit der Zeit kann es aber immer mehr Anzeichen dafür geben, dass eine solche Persönlichkeitsstörung vorliegen könnte. Am ehesten spürbar wird Psychopathie, wenn es Konfliktpotenzial gibt – zum Beispiel, wenn jemand einem Psychopathen im Weg steht. Dann kann er seine negativen Züge deutlicher zeigen. Oft sind Psychopathen so lange freundlich und charmant, wie ein anderer ihnen keine Probleme macht. Sie können andere gut um den Finger wickeln und sich einschmeicheln, um ihre Ziele zu erreichen. Gibt es hingegen Konflikte, zeigen sie ein anderes Gesicht: Sie sind dann oft ausgesprochen rücksichtslos und kalt.

Wie verbreitet ist Psychopathie?

Denkst du beim Begriff Psychopath auch direkt an Charaktere und Personen wie Hannibal Lecter, Charles Manson oder Ted Bundy? Also an Menschen, die durch Serienmorde und extreme Gewalttätigkeit aufgefallen sind? Es wäre ein Trugschluss, zu glauben, dass alle Psychopathen derart in Erscheinung treten würden. Psychopathische Züge sind wesentlich häufiger, als du vielleicht denkst. Experten gehen davon aus, dass bis zu 15 Prozent der Menschen milde Formen von Psychopathie haben könnten. Anders ausgedrückt: jeder Achte bis Zehnte könnte psychopathische Züge haben.

Eine echte klinische Störung, also eine stark ausgeprägte Psychopathie, ist demgegenüber schon seltener. Der kanadische Kriminalpsychologe Robert Hare, der zu den berühmtesten Forschern der Psychopathie zählt, schätzt das Auftreten von Psychopathie bei über 18-jährigen Männern auf etwa ein Prozent. Nicht klar ist, wie stark Psychopathie bei Frauen verbreitet ist. Tatsächlich sind mehr Männer als Psychopathen aufgefallen, woraus sich aber nicht sicher ableiten lässt, dass Frauen seltener psychopathische Züge hätten. Sie könnten einfach besser darin sein, Psychopath-Symptome zu verbergen.

Dass du auf einen Psychopathen triffst, ist in manchen Bereichen wahrscheinlicher als in anderen. Studien legen nahe, dass Psychopathen überdurchschnittlich häufig in bestimmten Berufen und Positionen arbeiten. Das kann zum Beispiel Führungspositionen in Vorständen betreffen. Robert Hare, der schon erwähnte Kriminalpsychologe, und seine Kollegen Paul Babiak und Craig Neumann kamen in einer Studie zu dem Schluss, dass fast fünf Prozent der Top-Manager psychopathische Merkmale haben.

Prestigeträchtige Berufe locken eher Psychopathen an

Dass Psychopathen häufig in Top-Positionen aufsteigen, ist nicht verwunderlich, denn sie bringen Merkmale mit, die für eine Karriere wichtig sind. Das betrifft zum Beispiel ihr übersteigertes Selbstwertgefühl, durch das sie sich neue Herausforderungen zutrauen. Sie können sich außerdem gut verkaufen und wissen genau, welchen Ton sie bei bestimmten Menschen treffen müssen, um gut anzukommen. Sie sind durchsetzungsfähig, wenn nötig, rücksichtslos, und dominieren andere gerne. Aus Sicht von Arbeitgebern können solche Menschen besonders souverän und durchsetzungsfähig wirken, was sie zu vielversprechenden Kandidaten für hochrangige Posten macht.

Psychopathen steigen also häufiger beruflich auf, sie ergreifen darüber hinaus auch überdurchschnittlich oft Berufe, die mit Status und Einfluss einhergehen. Daher finden sich Experten zufolge überdurchschnittliche viele Psychopathen unter Anwälten und Juristen, im Bereich Medien und Film und im Verkauf. Ebenso könntest du einem Psychopathen in Politik und Wirtschaft begegnen. Jobs, die weniger prestigeträchtig sind, locken Psychopathen hingegen weniger an. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Psychopath Gärtner, Bauarbeiter, Pfleger oder ein einfacher Sachbearbeiter ist, ist wesentlich geringer.

Ursachen: Warum entwickeln sich manche Menschen zu Psychopathen?

Warum werden manche Menschen zu Psychopathen? Ob jemand psychopathische Merkmale entwickelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es ist in der Wissenschaft umstritten, wodurch diese Persönlichkeitsstörung entstehen kann. Man nimmt an, dass eine Kombination aus genetischen Anlagen und Erfahrungen in der Kindheit den Ausschlag gibt. In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Menschen mit psychopathischen Merkmalen eine veränderte Hirnstruktur aufweisen. Bei ihnen ist das paralimbische System, das für Impulskontrolle, Empathie und moralisches Handeln verantwortlich ist, scheinbar weniger aktiv.

Wissenschaftler nehmen an, dass Menschen eher zu Psychopathen werden, wenn ihre Empathiefähigkeit in der Kindheit nicht ausreichend gefördert wurde. Ebenso kann ein Trauma in der Kindheit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass jemand psychopathische Züge entwickelt, zum Beispiel Gewalt, Misshandlungen oder Vernachlässigung. Ein instabiles Umfeld und schwierige Verhältnisse in der Familie können das Auftreten einer Psychopathie ebenfalls begünstigen.

So kannst du dich vor Psychopathen schützen

Vergleichsweise viele Menschen weisen psychopathische Neigungen auf. Deshalb ist es wichtig, sich vor Psychopathen zu schützen. Gar nicht so einfach, denn schließlich ist längst nicht immer offensichtlich, wenn jemand psychopathische Züge hat. Psychopathen sind in der Regel überaus anpassungsfähig und noch dazu sehr charmant, sie haben ausgeprägte soziale Kompetenzen und können gut schauspielern. Das erhöht die Gefahr, nicht nur einem Psychopathen zu begegnen, sondern auf ihn hereinzufallen und sich von ihm manipulieren zu lassen.

Wer zum „Opfer“ eines Psychopathen geworden ist, bemerkt dessen psychopathische Züge oft erst, wenn es schon zu spät ist. In so einer Situation ist es wichtig, die Beziehung zu der Person so schnell wie möglich zu beenden. Besonders schwierig kann das sein, wenn es sich bei dem Psychopathen um den eigenen Partner handelt. Viele Menschen hoffen, dass die Person sich irgendwann ändert. Das ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Bei Psychopathie handelt es sich eben nicht um eine Krankheit wie beispielsweise Depressionen, die überwunden werden könnte, sondern um eine Persönlichkeitsstörung. Glaube also nicht, dass du den Psychopathen vor sich selbst retten kannst.

Befasse dich lieber mit deiner eigenen Rettung aus der Situation. Sagen wir, du hast einen Kollegen, der dir mehr und mehr wie ein Psychopath vorkommt. In diesem Fall wäre die einfachste Taktik, der betreffenden Person aus dem Weg zu gehen, soweit es möglich ist. Je weniger Berührungspunkte es gibt, desto weniger Schaden kann ein psychopathischer Kollege anrichten.

Es kann natürlich sein, dass du eng mit der Person zusammenarbeiten musst. Dann kann eine Strategie darin bestehen, dem Psychopathen klare Grenzen aufzuzeigen und sich nicht manipulieren zu lassen. Oft ist die Situation aber auf Dauer zu belastend. Dann bleibt dir nur, mit dem Chef über einen Wechsel innerhalb des Unternehmens zu sprechen. Gibt es keine solche Option, ist ein externer Arbeitsplatzwechsel häufig die einzig sinnvolle Option.

Wie umgehen mit Psychopathen? Tipps zum richtigen Verhalten

Psychopathen geht man am besten aus dem Weg. Das ist allerdings nicht immer möglich. Vielleicht hast du einen Angehörigen mit psychopathischen Neigungen oder einen Kollegen oder gar Chef, an dem du Psychopathen-Merkmale festgestellt hast. Wie geht man mit so einer Person am besten um? Grundsätzlich ist es sinnvoll, den persönlichen Kontakt so weit wie möglich zu reduzieren. Einem Kollegen, mit dem du dich absprechen musst, könntest du zum Beispiel E-Mails schreiben, statt persönlich bei ihm vorbeizuschauen oder mit ihm zu telefonieren. Je weniger persönlichen Kontakt es gibt, desto geringer ist in der Regel auch der Schaden, den ein Psychopath im eigenen Umfeld anrichten kann.

Womöglich kommst du um gelegentlichen oder sogar regelmäßigen Kontakt mit dem Psychopathen nicht herum. Was dann? Am angenehmsten ist der Umgang mit Psychopathen, wenn sie kein Problem mit einem haben und einen auch nicht als Hindernis oder Konkurrenten sehen. Heißt das, dass man zu allem Ja und Amen sagen sollte, um den Psychopathen bloß nicht gegen einen aufzubringen? Jein. Es ist tatsächlich sinnvoll, Konflikte zu vermeiden und sich nicht unnötig zur Zielscheibe zu machen. Ein Psychopath, der es auf dich abgesehen hat, kann dir das Leben sehr schwer machen.

Mache deutlich, wo deine Grenzen liegen

Andererseits solltest du deutlich machen, dass du dich nicht manipulieren lässt und auch nicht klein beigibst. Viele Psychopathen fokussieren sich auf Menschen, die sich leicht ausnutzen oder ruhigstellen lassen. Wenn du klarmachst, dass von dir Widerstand zu erwarten ist, kann das schon reichen, um einen Psychopathen abzuschrecken, der auf leichte Beute aus ist. Mache also möglichst souverän und selbstbewusst deutlich, wo deine Grenzen liegen, und melde ruhig zurück, wenn die betreffende Person sich unangemessen verhält.

Im persönlichen Umfeld kannst du den Kontakt mit einem Psychopathen beenden, am Arbeitsplatz ist das nicht ohne weiteres möglich. Falls dir ein psychopathischer Kollege Probleme macht, kannst du dich an deinen Vorgesetzten wenden. Dazu solltest du möglichst präzise beschreiben und nach Möglichkeit auch belegen können, was vorgefallen ist. E-Mails, Gesprächsprotokolle oder Zeugen können dazu sehr hilfreich sein. Dein Chef hat eine Fürsorgepflicht und muss dem Ganzen nachgehen. Alternative Ansprechpartner sind der Betriebsrat, die Personalabteilung und höherrangige Vorgesetzte, falls dein unmittelbarer Vorgesetzter untätig bleibt.

Bildnachweis: Mikhaylovskiy / Shutterstock.com

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