AllgemeinZweitausbildung: Wann es sich lohnt & wie man sie finanzieren kann

Zweitausbildung: Wann es sich lohnt & wie man sie finanzieren kann

Eine Zweitausbildung kann eine sinnvolle Ergänzung für eine Erstausbildung sein. Allerdings kostet sie auch Zeit und Geld – Grund genug, gut zu überlegen, ob eine Zweitausbildung wirklich der richtige Weg ist. Für wen sie sich lohnen kann, was es bei der Finanzierung für Optionen gibt und ob man die Kosten für die Zweitausbildung steuerlich absetzen kann – hier erfährst du alles, was zum Thema wichtig ist.

Was ist eine Zweitausbildung?

In welchen Fällen gilt eine Ausbildung als Zweitausbildung? Eine Zweitausbildung ist in den meisten Fällen eine berufliche Ausbildung oder ein Studium, die/das auf einer bereits abgeschlossenen Ausbildung oder einem Studium aufbaut. In diesem Fall stellt die Zweitausbildung eine inhaltliche Vertiefung des schon Gelernten dar. Ein Beispiel: Du hast eine Berufsausbildung erfolgreich beendest, nimmst jetzt aber noch ein Studium im selben Bereich auf, um deine Jobchancen zu verbessern. Oder du schließt einen Master an den Bachelor an.

Allerdings muss die zweite Ausbildung nicht zwingend etwas mit der ersten zu tun haben, damit sie als Zweitausbildung gilt. Es kann sich auch um etwas ganz anderes handeln. Du könntest zum Beispiel eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen haben und jetzt beruflich umsatteln wollen, weshalb du ein BWL-Studium beginnst.

Demgegenüber handelt es sich nach der Definition aus § 9 Abs. 6 Einkommenssteuergesetz (EStG) um eine Erstausbildung, „wenn eine geordnete Ausbildung mit einer Mindestdauer von 12 Monaten bei vollzeitiger Ausbildung und mit einer Abschlussprüfung durchgeführt wird“. In manchen Fällen kann eine Zweitausbildung als Erstausbildung eingestuft werden. Das kann dann gelten, wenn beide Ausbildungen inhaltlich eng miteinander verknüpft sind und die zweite Ausbildung als nötige Erweiterung der ersten betrachtet werden kann. Dasselbe gilt, wenn sich Ausbildungen inhaltlich ergänzen oder wenn sie zeitlich unmittelbar aufeinanderfolgen, wie es etwa bei Bachelor- und Masterstudiengängen oft der Fall ist.

Ist eine Zweitausbildung sinnvoll?

Wenn jemand über eine Zweitausbildung nachdenkt, sind die Alternativen oft: entweder nochmal studieren oder gleich ins Berufsleben einsteigen. Es kann auch sein, dass du längst arbeitest, aber keine Lust mehr auf die jetzige Richtung hast, und deshalb mit einer Zweitausbildung liebäugelst. Sie würde dich befähigen, in einen anderen Bereich einzusteigen. Wann lohnt sich eine Zweitausbildung?

Das hängt von den Umständen im Einzelfall ab. Es kommt darauf an, welche Ziele du hast und welche Voraussetzungen gegeben sind oder auch nicht. Es ist im Zweifel sinnvoll, eine Pro-Contra-Liste anzulegen. Dort schreibst du alles auf, was für beziehungsweise gegen die Zweitausbildung spricht. Das kann zum Beispiel deine Jobchancen betreffen. Auf dem Arbeitsmarkt hast du mit einer Zweitausbildung oft bessere Aussichten. Manchmal kannst du mit mehr Qualifikationen mehr Gehalt aushandeln, in anderen Fällen ist eine Zweitausbildung essenziell, um bei bestimmten Arbeitgebern oder in bestimmten Tätigkeitsfeldern überhaupt arbeiten zu können. Eine Zweitausbildung kann auch für den beruflichen Aufstieg nötig sein.

Allerdings kostet eine Zweitausbildung Zeit. Wenn du sie berufsbegleitend machst, ist das über Jahre eine Doppelbelastung, die viele unterschätzen. Selbst, wenn du noch nicht arbeitest: Durch eine Zweitausbildung entstehen dir Kosten, und es entgehen dir Kosten – in Form des Gehalts, das du verdienen könntest, wenn du statt der Zweitausbildung direkt beruflich loslegen würdest. Entscheidend ist letztlich, was du dir leisten kannst und willst. 

Bevor du dich festlegst, solltest du über die verschiedenen Optionen nachgedacht haben, die sich für deine Ziele anbieten können. Statt zu studieren, könntest du zum Beispiel in manchen Fällen auch eine Weiterbildung machen. Oder statt eines Studiums könnte sich eine Ausbildung anbieten, die oft kürzer ist und dir währenddessen schon etwas Geld beschert.

Zweitausbildung: Ablauf, Kosten & Dauer

Wie ist bei einer Zweitausbildung der Ablauf? Wie lange dauert sie und welche Kosten sind damit verbunden? Das lässt sich nicht pauschal sagen, sondern es kommt darauf an, um was für eine Art von Zweitausbildung es sich handelt. Vielleicht möchtest du zum Beispiel einen Master machen, nachdem du schon den Bachelor gemacht hast. Oder du denkst nach einer Berufsausbildung darüber nach, noch zu studieren. Möglicherweise hast du auch schon eine Ausbildung in einem anderen Bereich abgeschlossen und möchtest nun noch eine zweite Ausbildung für einen anderen Beruf machen.

In der Regel dauert eine Zweitausbildung mehrere Jahre. Wenn du im Bachelor in der Regelstudienzeit bleibst, sind es in der Regel drei Jahre, beim Master ein bis zwei. Eine Berufsausbildung dauert je nach Richtung zwei bis drei Jahre, womöglich kann sie aber in Absprache mit dem Ausbildungsbetrieb verkürzt werden.

In jedem Fall kommen mehrere Jahre auf dich zu, in denen du intensiv neuen Stoff lernst, bei einer Ausbildung auch neue Fähigkeiten und Fertigkeiten. Du wirst viel Zeit mit dem Lernen verbringen und Prüfungen schreiben oder Arbeiten abgeben. Ein Studium ist mit Klausuren, Hausarbeiten und einer Abschlussarbeit verbunden, eine Ausbildung zumindest mit einer Zwischenprüfung und der Abschlussprüfung.

Die Kosten für die Zweitausbildung können sich je nach Variante stark unterscheiden. Es kommt zum Beispiel bei einem Studium darauf an, wo du studierst. Öffentliche Universitäten sind vergleichsweise günstig, zumal es in keinem Bundesland mehr allgemeine Studiengebühren gibt. Private Hochschule können aber mit hohen Kosten verbunden sein. Wenn du eine Ausbildung machst, musst du in den meisten Fällen nichts bezahlen, sondern bekommst eine Ausbildungsvergütung. Die ist zwar in vielen Ausbildungen nicht allzu hoch, aber immerhin hast du so jeden Monat etwas Geld zur Verfügung. 

Welche Zweitausbildung ist die richtige?

Wenn du eine Zweitausbildung machen möchtest, stellt sich die Frage: Welcher Weg ist der richtige für mich? Welche Art von Zweitausbildung bietet sich am ehesten an? Vielleicht ist die grobe Richtung schon klar, weil du etwa nach deinem Bachelor noch einen Master machen möchtest. Selbst dann hast du aber wahrscheinlich verschiedene Optionen: Die infrage kommenden Fachrichtungen können sich geringfügig oder auch deutlicher voneinander unterscheiden, außerdem hast du die Wahl, in welcher Universität du weitermachen möchtest. Du bist dabei nicht an ein Präsenzstudium gebunden, sondern kannst auch ein Fernstudium machen. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn du zeitlich und örtlich gerne flexibel bist oder wenn du schon arbeitest.

Noch mehr Optionen hast du, wenn du eine Zweitausbildung machen möchtest, um dich für einen anderen Beruf zu qualifizieren. Hier hast du die Wahl, welchen Beruf du ergreifen möchtest. Und du musst entscheiden, ob du lieber studieren oder eine Ausbildung machen möchtest. Diese Entscheidung hängt in erster Linie von der Tätigkeit ab, die du anstrebst. In manchen Fällen kannst du es dir aber auch aussuchen, weil beide Wege zum Ziel führen.

Um eine Entscheidung zu treffen, mit der du langfristig glücklich bist, solltest du alle Optionen gegenüberstellen und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile berücksichtigen. Wie lassen sie sich in deinen Alltag integrieren? Welchen Aufwand bedeuten sie? Wie gut qualifizieren sie dich für den Beruf? Nimm dir genügend Zeit, über all diese Aspekte nachzudenken, bevor du dich für eine Richtung und einen konkreten Weg entscheidest.

Die Zweitausbildung finanzieren: Bafög und weitere Möglichkeiten

Egal, was du machen möchtest: Bei einer Zweitausbildung stellt sich früher oder später die Frage nach der Finanzierung. Welche Optionen gibt es? Bekommt man bei einer Zweitausbildung Bafög? Was ist bei einer Zweitausbildung mit Kindergeld? Und wie kann man sein Leben davon abgesehen finanzieren? In den folgenden Abschnitten findest du Tipps.

Bafög in Zweitausbildung: Wann du es bekommen kannst

Was ist mit Bafög bei einer Zweitausbildung – kann man es bekommen? Das kommt auf die Umstände und dein Alter an. Hier gibt § 7 Abs. 2 Nr. 2 Berufsausbildungsförderungsgesetz (BAföG) Aufschluss. Dort heißt es: Eine „Ausbildungsförderung wird nicht geleistet […] für eine neue Ausbildung, die ihrem Ziel nach in die gleiche Richtung geht wie eine bereits absolvierte Ausbildung, es sei denn, die durch die bisher erreichte Ausbildung eröffnete berufliche Stellung ist wegen einer Behinderung nicht zumutbar“. Anders ausgedrückt: Prinzipiell können Zweitausbildungen nicht durch Bafög gefördert werden, aber es gibt Ausnahmen.

Bafög bei einer Zweitausbildung ist möglich, wenn es sich um eine weiterführende Ausbildung handelt, die förderfähig ist. Das könnte zum Beispiel sein, wenn du nach einem Bachelor noch einen Master machst; in diesem Fall baut die zweite Ausbildung auf der ersten auf.

Es gibt jedoch bei Bafög eine Altersgrenze, die die beachten solltest. Die Regelaltersgrenze liegt bei einem Bachelorstudium bei 30 Jahren, bei einem Master ist die Förderung nur bis zum Alter von 35 Jahren möglich.

Zweitausbildung: Gibt es noch Kindergeld?

Was ist bei einer Zweitausbildung mit Kindergeld? Wird es weiterhin gezahlt? Der Anspruch auf Kindergeld ist im Einkommenssteuergesetz (EStG) geregelt. Anspruch besteht grundsätzlich für Kinder, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die sich noch in einer Berufsausbildung befinden. In einer Zweitausbildung kann weiterhin ein Kindergeld-Anspruch bestehen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Das kann etwa bei einer berufsbegleitenden Zweitausbildung der Fall sein, soweit diese mindestens eine bestimmte Anzahl an Stunden pro Woche umfasst.

Außerdem darf die Altersgrenze von 25 Jahren noch nicht in der Erstausbildung erreicht worden sein. Die Zweitausbildung muss darüber hinaus erforderlich sein, um das jeweilige berufliche Ziel zu erreichen – etwa ein konkreter Beruf oder eine bestimmte Stellung. Auch bei einer Zweitausbildung, die inhaltlich von der ersten Ausbildung abweicht, kann unter Umständen ein Anspruch auf Kindergeld bestehen. Das gilt dann, wenn das Kind den erlernten Beruf wegen einer körperlichen oder geistigen Behinderung nicht ausüben kann.

Weitere Möglichkeiten zur Finanzierung einer Zweitausbildung

Abgesehen von Bafög und Kindergeld kann es weitere Optionen geben, um deine Zweitausbildung zu finanzieren:

  • Eine Möglichkeit besteht darin, dir einen Nebenjob zu suchen. Ein Minijob zum Beispiel sollte dein Studium nicht allzu stark beeinträchtigen. Bei einer Berufsausbildung wird es allerdings schon schwerer, noch die Zeit für einen Nebenjob zu finden.
  • Du kannst einen Bildungskredit aufnehmen, der mit niedrigen Zinsen einhergeht.
  • Möglicherweise können dich deine Eltern während der Zweitausbildung finanziell unterstützen.
  • Viele Stiftungen, Organisationen und auch manche Unternehmen vergeben Stipendien an Studenten, die besonders gute Leistungen erbringen oder bestimmte Kriterien erfüllen.
  • Falls du arbeitest, könnte eine Förderung durch den Arbeitgeber möglich sein – in Form von Zuschüssen oder Freistellungen. Sprich am besten mit deinem Vorgesetzten und erkundige dich nach einer möglichen Unterstützung. Der Arbeitgeber hat schließlich auch etwas davon, wenn du dich zusätzlich qualifizierst.

Eine Zweitausbildung steuerlich absetzen: Wo eintragen?

Geld sparen kannst du mit einer Zweitausbildung, indem du sie von der Steuer absetzt. Die Ausgaben für eine Zweitausbildung sind als Werbungskosten steuerlich absetzbar. Entweder nutzt du dafür eine Pauschale. In diesem Fall spielt es keine Rolle, wie hoch deine Ausgaben für die Zweitausbildung tatsächlich waren. Alternativ kannst du die Kosten einzeln in voller Höhe geltend machen. Diese Variante ist sinnvoll, wenn deine tatsächlichen Kosten die Pauschale überstiegen haben.

Kosten, die du im Rahmen einer Zweitausbildung steuerlich geltend machen kann, sind zum Beispiel Entgelte für die Hochschule, Arbeitsmittel, Fahrtkosten und Fachliteratur. Auch ein Zweithaushalt, das Arbeitszimmer oder Kosten für Studienfahrten kannst du von der Steuer absetzen. Wie ist es bei einer Zweitausbildung bei der Steuererklärung – wo eintragen? Der richtige Ort für die Angabe der Werbungskosten ist die Anlage N.

Bildnachweis: Gorodenkoff / Shutterstock.com

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