AllgemeinIkigai: Was bedeutet die Philosophie aus Fernost?

Ikigai: Was bedeutet die Philosophie aus Fernost?

Was ist der Sinn des Lebens? Diese Frage hat sich wohl jeder schon einmal gestellt. Bei der japanischen Ikigai-Philosophie geht es darum, genau das herauszufinden – und zwar für sich persönlich. Das Ikigai-Modell gilt als Möglichkeit, lange und glücklich zu leben. Hier erfährst du, was die Ikigai-Methode ist und wie du dein Ikigai finden kannst.

Ikigai Bedeutung: Was verbirgt sich hinter dem Begriff?

Bei Ikigai handelt es sich um eine Lebensphilosophie und Methode, die aus der japanischen Kultur stammt. Iki steht dabei für „Leben“, gai für den „Wert“. Frei übersetzt hat Ikigai also die Bedeutung „Wert des Lebens“ oder auch „das, wofür es sich lohnt, zu leben“. Ikigai ist das, was einem Freude macht, der Zweck und das Ziel des Lebens.

In der japanischen Kultur wird es als sehr wichtig erachtet, sein Ikigai zu finden. Das kann durch Selbstreflexion gelingen: Indem du dich besser kennenlernst und immer wieder hinterfragst, was deinem Leben Sinn gibt, kannst du herausfinden, was dich glücklich macht. In Japan ist der Begriff Ikigai weit verbreitet und wird auch im Alltag häufig gebraucht. Die Ikigai-Methode ist dabei kein neues Konzept, sondern geht zurück auf die Heian-Periode (794 bis 1185 nach Christus). Seit einigen Jahrzehnten wird dem Ikigai-Modell wieder verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt, auch in westlichen Ländern.

Der Begriff Ikigai hat dabei verschiedene Bedeutungen. Gemeint sind sowohl die Dinge, die einen glücklich machen, als auch das Gefühl, was man hat, wenn man sein Ikigai gefunden hat. Das sorgt für innere Zufriedenheit, Glücksgefühle, das Gefühl von Frieden und mit sich im Reinen zu sein. Ebenso kann mit Ikigai auch der Weg gemeint sein, sein Ikigai zu finden.

Darum ist es so lohnenswert, sein Ikigai zu finden

Dass es erstrebenswert ist, sein persönliches Ikigai zu finden, liegt auf der Hand: Wer weiß, wofür er lebt, und sein Leben danach ausrichtet, ist sehr wahrscheinlich glücklicher und zufriedener. Er hat eher ein erfülltes Leben – und das Gefühl, seine Zeit richtig zu nutzen. Das sorgt für Lebensfreude und Motivation, kann aber auch förderlich für die Gesundheit und Lebenserwartung sein.

Besonders wichtig ist das Ikigai-Prinzip auf Okinawa, einer japanischen Inselgruppe. Deren Bewohner werden besonders alt, weshalb die Inselgruppe zu den sogenannten Blauen Zonen gehört, wo die ältesten Menschen der Welt leben. Die Region hat weltweit die meisten Hundertjährigen pro Kopf, weshalb sie auch die „Insel der Hundertjährigen“ genannt wird.

Die Bewohner Okinawas werden besonders selten krank und sind selten übergewichtig. Das hängt einerseits sicherlich mit ihrer gesunden Ernährung mit viel Süßkartoffeln und anderem Gemüse und Fisch zusammen. Andererseits kann auch Ikigai eine Rolle dabei spielen, denn: Wer glücklicher ist und das Gefühl hat, dass sein Leben in den richtigen Bahnen verläuft, ist weniger anfällig für Krankheiten. Das kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Krankheiten senken, die durch Stress und eine ungesunde Lebensführung begünstigt werden. Somit kann Ikigai ein Weg sein, glücklicher, aber auch länger und gesünder zu leben.

Ikigai: Beispiele für Dinge, die Menschen glücklich machen können

Wie kann es genau aussehen, das Ikigai eines Menschen? Das ist vollkommen individuell. Jeder Mensch muss für sich selbst herausfinden, was ihn glücklich macht und was seinem Leben am meisten Sinn verleiht. Vielleicht ist es die Familie, der Partner, vielleicht sind es die Kinder oder die Enkel. Vielleicht liebst du es, zu reisen und Neues zu entdecken, in der Natur zu sein oder Klavier zu spielen. Oder du bist am glücklichsten, wenn du als Lehrer Kindern Wissen vermitteln kannst oder als Hundebetreuer von Vierbeinern umgeben bist. Das Ikigai eines Menschen kann auch darin bestehen, sich in einen bestimmten Wissensbereich zu vertiefen – etwa in der Forschung oder der Medizin.

Dan Buettner, ein US-amerikanischer Autor, der als Entdecker der Blauen Zonen gilt, hat Menschen auf Okinawa nach ihrem Ikigai gefragt. Für einen 101-jährigen Fischer war es, dreimal pro Woche Fisch für die Familie zu fangen. Das Ikigai einer 102-jährigen Frau bestand darin, ihre Ur-Ur-Enkelin zu umarmen. Es müssen also keine großen Dinge sein, in denen man Sinn findet. Natürlich kann Ikigai deinen Job betreffen, indem du voll und ganz in deiner Karriere aufgehst. Es sind aber oft die kleinen Momente, in denen Menschen wirklich glücklich sind – wie eben Momente der Nähe zu nahestehenden Personen, Zeiten, in denen man seinem größten Hobby nachgeht oder Augenblicke, in denen man völlig ruhig und gelassen ist.

Ikigai-Anleitung: Wie du dein Ikigai finden kannst

Was ist die Ikigai-Methode nun genau – wie kann man sein Ikigai finden? Immer mehr Menschen wünschen sich, ein sinnerfülltes Leben zu führen, statt ihre Zeit für Dinge zu verschwenden, die ihnen eigentlich gar nicht wichtig sind. Sein Ikigai zu finden erfordert Selbstreflexion, und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder. Sein Ikigai zu finden kann ein langer Prozess sein, in dem du dich intensiv mit dir, deinen Wertvorstellungen und Zielen im Leben auseinandersetzt. Indem du dir darüber im Klaren wirst, was dich glücklich macht, welche Hobbys und Interessen du hast, welche Beziehungen du hast und welche Rollen du einnimmst, kannst du deinem Ikigai auf die Spur kommen.

Ein Ansatz, um dein Ikigai zu finden, ist das Purpose-Diagramm des Bloggers Marc Winn aus dem Jahr 2014. Dieses Ikigai-Modell ist eine westlich geprägte Interpretation von Ikigai und kann dir dabei helfen, den Sinn deines Lebens zu finden. Dazu müssen nach dieser Ikigai-Methode verschiedene Bereiche optimal ineinandergreifen: Berufung, Beruf, Mission und Leidenschaft

Diese Bereiche stehen dafür, wofür du bezahlt wirst, worin du gut bist, was die Welt von dir braucht und was du liebst. Findest du etwas, bei dem all diese Elemente berücksichtigt werden, ist das der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Dabei müssen die vier Kernelemente in Balance miteinander sein, denn so sind die eigenen Bedürfnisse erfüllt, man lebt seine Talente aus, gibt der Welt etwas zurück und verdient noch dazu das nötige Geld.

Ikigai-Fragen: Was ist mein Ikigai?

In diesem Abschnitt findest du Anregungen in Form von Fragen, die dir dabei helfen können, dein Ikigai zu finden. Setze dich dazu am besten mit einem Zettel und Stift in Ruhe hin und schreibe alles auf, was dir zu den Fragen in den Sinn kommt. Filtere dabei nichts heraus, sondern lasse deine Gedanken frei fließen. Das wiederholst du am besten regelmäßig, zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten. Mit der Zeit wirst du eine klarere Vorstellung davon bekommen, was dein persönliches Ikigai sein könnte.

Was liebst du? Fragen, die dir helfen können, deine Leidenschaft zu finden:

  • Was macht dir wirklich Spaß?
  • Wofür kannst du dich begeistern?
  • In welchen Tätigkeiten gehst du voll auf, vergisst vielleicht auch die Zeit?
  • Welche Themen bewegen dich so, dass du ewig darüber sprechen könntest?
  • Was hat dir als Kind am meisten Spaß gemacht?

Was kannst du gut? Fragen, um deine Berufung zu finden:

  • Wo liegen deine Talente?
  • Was kannst du besser als viele andere Menschen?
  • Welche Hobbys hast du?
  • Worin warst du in der Schule besonders gut?

Was braucht die Welt von dir? Fragen, mit denen du deine Mission finden kannst:

  • Welche Werte hast du?
  • Was gibt deinem Leben Sinn?
  • Wann hast du das Gefühl, wirklich etwas Sinnvolles zu tun?
  • Was würde fehlen, wenn du nicht mehr da wärst? Bei welchen Menschen?

Womit kannst du Geld verdienen? Fragen, um einen Beruf zu wählen:

  • Was ist dein bisheriger Job, womit hast du bislang Geld verdient?
  • Gibt es noch andere Einnahmequellen?
  • Worin bist du so gut, dass du damit Geld verdienen könntest?

Dein Ikigai kann sich im Laufe der Zeit ändern

Wenn du dich mit all diesen Fragen auseinandergesetzt hast, trägst du alles zusammen und schaust, wo sich Schnittstellen finden, durch die sich die verschiedenen Bereiche miteinander vereinen lassen. Wichtig dabei: Die obigen Fragen sind nur eine Möglichkeit, dein Ikigai zu finden, und sie basieren auf einem westlichen Ikigai-Modell. Es ist überhaupt nicht zwingend, dass du die Elemente Beruf, Berufung, Mission und Leidenschaft alle berücksichtigst. Wichtig ist, dass du etwas findest, für das du morgens gerne aufstehst. Das kann auch etwas sein, das mit deinem Beruf überhaupt nichts zu tun hat.

Erwarte nicht, dass dir sofort die zündende Idee kommt – der Prozess, sein Ikigai zu finden, kann sich über viele Wochen, Monate oder sogar Jahre erstrecken. Außerdem kann sich dein Ikigai im Laufe deines Lebens ändern: In einem Lebensabschnitt ist es vielleicht dein Job, der dich voll erfüllt und der deinem Leben Sinn gibt. In einem anderen lebst du vielleicht für deine Familie und gewichtest Zeit mit deinem Partner und deinen Kindern höher als den Beruf. So, wie sich deine Lebenssituation und deine Prioritäten ändern, kann auch dein Ikigai ein anderes sein.

Bildnachweis: simona pilolla 2 / Shutterstock.com

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