Deine Ausbildung hat gerade angefangen oder der Start steht kurz bevor? Dann hast du sicher schon die ein oder andere Horrorstory über das Azubi-Dasein zu hören bekommen oder malst dir selbst die schlimmsten Situationen aus. Meistens wird es gar nicht so übel, wie du es dir vielleicht vorgestellt hast. Doch es gibt durchaus Situationen, die dich unter Druck setzen und in denen du dich gestresst fühlst. Wir stellen dir fünf solcher Situationen vor und verraten dir, wie du das Beste daraus machst.
Du bist das Mädchen für alles
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ – diesen Spruch muss sich wohl jeder Azubi immer wieder anhören. Besonders diejenigen, die in einem technischen oder handwerklichen Betrieb arbeiten. Gemeint ist, dass ein Azubi das zu tun hat, was ihm höher gestellte Arbeitskollegen oder der Chef auftragen. Dazu gehören für gewöhnlich sämtliche, meist nervige Tätigkeiten, auf die die anderen keine Lust haben: Kopieren, Kaffee kochen, Werkzeug holen gehen, kehren, das Lager aufräumen – in jedem Ausbildungsbetrieb gibt es eine ungeschriebene Liste mit solchen „Arbeiten“, die auf die Azubis abgewälzt wird.
Das liegt zum Teil daran, dass du als Azubi noch kaum Fachwissen hast und deswegen spannendere Aufgaben oft einfach noch nicht erledigen kannst. Das wird sich im Laufe der Zeit ändern. Bis dahin heißt es: Augen zu und durch. Als Azubi musst du dich an die Anweisungen halten und dich eben durchbeißen, anstatt zu nörgeln.
Trotzdem musst du dir auch als Azubi nicht alles gefallen lassen. Das Gesetz schreibt vor, dass du während der Ausbildung Aufgaben erledigst, die dich deinem Ausbildungsziel, nämlich dem Erlernen eines Berufes, näherbringen. Deswegen hast du das Recht, die Aufgaben, die nicht diesem Zweck dienen, zu verweigern. Etwa, wenn du für deinen Chef Kleidung aus der Reinigung abholen oder ständig den ganzen Tag nur Kopien machen sollst.
Die ersten Prüfungen stehen an
In der Berufsschule schreibst du, wie in deiner vorherigen Schule, zwischendurch immer wieder Tests und Klassenarbeiten, auf die du dich gut vorbereiten musst. Dazu kommen noch zwei größere Prüfungen [1], die darüber entscheiden, ob du deine Ausbildung erfolgreich beendest oder nicht: die erste Prüfung (Abschlussprüfung Teil 1, früher Zwischenprüfung), findet nach etwa zwei Jahren statt. Am Ende der Ausbildungszeit folgt die zweite Prüfung (Abschlussprüfung Teil 2).
Vor solchen wichtigen Prüfungen ist jeder nervös. Immerhin entscheiden sie über deine berufliche Zukunft. Bei manchen artet das in eine regelrechte Prüfungsangst aus.
Damit es nicht so weit kommt [2], musst du wissen, wie du die Prüfungsvorbereitung am besten angehst. Ein Tipp besteht darin, nicht einfach wild drauflos zu lernen, sondern vorher einen Plan zu erstellen, wann was gelernt werden soll. Setze dir dabei realistische Ziele und berücksichtige dein persönliches Lerntempo. Am effektivsten lernst du, wenn du die richtigen Methoden anwendest, die deinem Lerntyp entsprechen. Frag im Unterricht oder im Betrieb nach, wenn du einen Sachverhalt oder einen Vorgang nicht richtig verstanden hast. So kannst du Wissenslücken schneller schließen.
Du kommst mit bestimmten Kollegen nicht klar
Spätestens in der Schule ist dir klar geworden, dass sich niemand mit allen Menschen gut versteht. Das ist ganz normal und normalerweise nicht weiter tragisch – es sei denn, du musst ausgerechnet mit solchen unliebsamen Personen zusammenarbeiten und dich tagtäglich mit ihnen arrangieren. Da ist Stress vorprogrammiert. Nicht nur im Sinne von leidigen Diskussionen, sondern auch als innerer Stress, der dir schlimmstenfalls schlaflose Nächte und ein ungutes Gefühl auf dem Weg zur Arbeit beschert.
Es gibt verschiedene Arten von schwierigen Kollegen. Dazu gehören:
- Egoisten, die die Arbeitsabläufe im Team stören und sich nicht einfügen können
- Unzuverlässige, die ihre Arbeiten nicht erledigen, sodass der Rest des Teams mehr leisten muss
- Mobber, die über andere Kollegen lästern und sie bewusst ausgrenzen
- Krachmacher, die bei sämtlichen Tätigkeiten einen unglaublichen Lärm verursachen und anderen das Arbeiten erschweren
Solche Menschen gibt es leider überall und lassen sich daher nicht umgehen. Mit der richtigen Herangehensweise lernst du aber, mit ihnen umzugehen und dich weniger über ihr Verhalten zu ärgern.
Konzentriere dich auf dein eigenes Verhalten, wenn der Kollege dich nervt. Das ist viel wirkungsvoller als sich zu ärgern, denn nur das eigene Verhalten kannst du kontrollieren, nicht das der anderen. Hinterfrage ehrlich, was genau dich an der Person stört und ob nicht auch Neid oder andere negativen Gefühle zu deiner Haltung gegenüber dieser Person beitragen. Versuche auch das Verhalten deines Kollegen nicht persönlich zu nehmen, denn dahinter steckt in den meisten Fällen keine böse Absicht.
Wenn das alles nicht hilft, solltest du dem betreffenden Kollegen in einem persönlichen Gespräch sagen, wie sein Verhalten auf dich wirkt – ohne ihm dabei Vorwürfe zu machen. Manche wissen gar nicht, wie ihr Verhalten bei anderen ankommt. Ein solches Gespräch solltest du aber nicht führen, wenn zu erwarten ist, dass dein Gegenüber rachsüchtig oder aggressiv reagiert.
Hat dein ehrliches Feedback keine Verbesserung gebracht, hilft es meist, den Kontakt zu dem Kollegen zu reduzieren und emotionalen Abstand zu seinem Verhalten zu gewinnen. Manchmal ist auch das genaue Gegenteil hilfreich: Arbeite zusammen mit dem Kollegen an einem Projekt oder unterhalte dich öfter mit ihm. Wenn du mehr Zeit mit ihm verbringst und mehr über ihn erfährst, kannst du ihn vielleicht besser verstehen.
Du erlebst eine Niederlage
Als Azubi gibst du dein Bestes und willst alles richtig machen, um deine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Aber wie heißt es so schön? „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. So wirst du zwangsläufig den ein oder anderen Moment der Niederlage erleben. Sei es, dass du auf der Arbeit einen Fehler machst, dass ein Gespräch mit einem wichtigen Kunden nicht gut läuft oder dass du eine Prüfung in der Berufsschule vermasselst.
Natürlich ist so etwas im ersten Moment sehr unangenehm – vor allem, wenn dein Fehler dem Unternehmen schadet und ein Gespräch bei deinem Vorgesetzten nach sich zieht. Aber eine Niederlage bedeutet nicht, dass du inkompetent oder für den Job nicht geeignet bist. Im Gegenteil, du kannst daraus sogar einen großen Nutzen für dich ziehen und viel für zukünftige, ähnliche Situationen lernen. Wichtig ist, dass du dir klarmachst, warum du gescheitert bist.
Sollte der Fehler bei dir liegen – was nicht zwingend der Fall sein muss – weißt du nun, wie du stattdessen handeln sollst, damit es beim nächsten Mal besser läuft. Sieh deine Niederlage als Rückschritt an, der durch deine persönliche Weiterentwicklung ausgeglichen werden kann, und nicht als völliges, unwiderrufliches Versagen.
Du bekommst zu wenig Erholung
Die schlagartige Umstellung von der Schule zu einer betrieblichen Ausbildung wird dir in der ersten Zeit zu schaffen machen, schließlich warst du es bisher nicht gewohnt, jeden Tag acht Stunden zu arbeiten und nur eine längere Pause zu haben. Besonders dann, wenn dein Ausbildungsberuf viel körperliche Arbeit verlangt oder im Schichtdienst stattfindet, bist du nach der Arbeit ziemlich geschafft.
Schlimmstenfalls fällt deine Mittagspause kürzer aus oder wird unterbrochen, weil wichtige Arbeiten anstehen. Außerdem können schon während der Ausbildung Überstunden anfallen [3], wobei das von Seiten des Gesetzgebers eher die Ausnahme sein sollte. Dazu kommt, dass du die Flut an Informationen, die den ganzen Tag über auf dich einprasselt, verarbeiten, dein Berichtsheft führen und für die Berufsschule lernen musst. Da bleibt oft nur wenig Zeit für Entspannung und Erholung. Die Folge ist ständiger Stress.
Auf Dauer kann das gesundheitliche Folgen [4] haben. Deswegen solltest du Maßnahmen ergreifen, um deinen Stresspegel so gut es geht zu senken. Nimm dir nicht jeden Tag nach der Arbeit etwas vor, sondern gönne dir regelmäßig Zeit, um dich zu entspannen. Etwa bei einem guten Buch oder bei einem Spaziergang durch die Natur. Generell ist Sport ein wahrer Stresskiller, weil dabei Stresshormone im Körper abgebaut werden.
Progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Meditationsübungen können ebenfalls dabei helfen, deinen Stresspegel zu senken. Verabschiede dich außerdem vom Perfektionismus: Du kannst auf der Arbeit auch dein Bestes geben, ohne alles perfekt zu machen. Ansonsten setzt du dich selbst zu sehr unter Druck.
Quellen & weiterführende Informationen:
[1] Deine Ausbildungsprüfungen – https://www.azubify.de/ausbildungsguide/deine-ausbildungspruefungen/
[2] Lernen wie ein Profi – https://www.hager.de/e-volution/schueler-und-auszubildende/lerntipps/lernen-wie-ein-profi/929968.htm
[3] Darf ein Azubi Überstunden machen? – https://www.arbeitsrechte.de/azubi-ueberstunden/
[4] Auswirkungen von Stress – https://www.vital.de/wohlbefinden/entspannung/artikel/auswirkungen-stress