Arbeitsleben & BerufUnkollegiales Verhalten: Wie du damit am besten umgehst

Unkollegiales Verhalten: Wie du damit am besten umgehst

Wohl jeder kennt sie: die Kollegen, die sich bei Teamarbeit im Hintergrund halten. Die die Lorbeeren anderer für sich einstreichen. Oder für die Absprachen scheinbar nicht verbindlich sind. In solchen Fällen handelt es sich um unkollegiales Verhalten. Was genau zeichnet Unkollegialität aus und wann verhält sich jemand unkollegial? Wie wirkt es sich auf die Betroffenen und das Betriebsklima aus? Und: Was kann man tun, wenn man einen unkollegialen Kollegen im Team hat?

Unkollegialität: Was fällt alles darunter?

Unkollegialität – was bedeutet das genau? Wie ist von unkollegialem Verhalten die Definition? Nähern wir uns umgekehrt: mit der Definition dessen, was Kollegialität auszeichnet. Der Duden beschreibt das Adjektiv „kollegial“ als „dem (guten) Verhältnis zwischen Kolleginnen und Kollegen entsprechend“. Das ist nicht sonderlich konkret. Etwas klarer wird die Bedeutung von Kollegialität, wenn man sich die Synonyme zum Begriff kollegial vor Augen führt. Dazu gehören Wörter wie fair, freundschaftlich, kameradschaftlich und hilfsbereit. Es geht also darum, wie hilfsbereit und freundlich sich jemand gegenüber seinen Kollegen verhält.

Ein Mensch, der sich im Job unkollegial verhält, hält sich nicht an die ungeschriebenen Regeln im guten und fairen Umgang mit den Kollegen. Er ist zum Beispiel nicht hilfsbereit, geht nur seinen Interessen nach und achtet nicht darauf, ob sein Verhalten andere beeinträchtigt. Wie kann unkollegiales Verhalten konkret aussehen?

Um nur einige Beispiele für Unkollegialität zu nennen:

  • jemand zieht sich aus Arbeit heraus, die gemeinschaftlich zu erledigen ist
  • jemand geht früher (oder pünktlich), auch wenn das bedeutet, dass andere länger bleiben müssen
  • jemand übernimmt keine Extra-Aufgaben, was dann die Kollegen ausbaden müssen
  • jemand hält sich nicht an Absprachen und ist unzuverlässig
  • jemand drückt anderen Arbeit auf (direkt oder indirekt), die er selbst erledigen müsste
  • jemand arbeitet in einer Art und Weise, die anderen Mehrarbeit verschafft
  • jemand redet hinter dem Rücken seiner Kollegen schlecht über sie
  • jemand brüstet sich mit etwas, für das andere verantwortlich sind
  • jemand verhält sich im Job egoistisch und achtet nur auf sein eigenes Wohlergehen
  • jemand versucht, andere auszustechen, um selbst besser dazustehen
  • jemand enthält anderen wichtige Informationen vor, so dass sie ihren Job nicht gut machen können
  • jemand setzt Gerüchte oder Lügen über andere in die Welt
  • jemand bemerkt, dass der Drucker oder ein anderes Gerät streikt, wartet aber, bis andere sich der Sache annehmen
  • jemand lässt dreckiges Geschirr oder andere Gegenstände in der gemeinsamen Küche stehen, bis andere sie abspülen
  • jemand trinkt den Kaffee aus der Kanne aus, setzt aber keinen neuen auf
  • jemand nimmt zwar gerne die Hilfe anderer an, revanchiert sich aber nie

Welche Folgen unkollegiales Verhalten haben kann

Unkollegialität ist ein Problem – vor allem für die, die sie ausbaden müssen. Wenn sich jemand unkollegial verhält, kann das seine Kollegen unmittelbar betreffen. Angenommen, es handelt sich um das Mitglied eines kleinen Teams. Wenn sich ein Kollege weitgehend aus Aufgaben herauszieht und Verantwortlichkeiten anderen überlässt, haben seine Kollegen dadurch mehr Arbeit.

Das wird sie wahrscheinlich insgeheim wütend machen und kann für Frust sorgen, wenn der Chef nicht bemerkt, dass der Kollege sich nicht korrekt verhält. Vielleicht tut der unkollegiale Kollege auch vor dem Chef so, als hätte er wesentlich zum Erfolg einer Aufgabe oder eines Projekts beigetragen, obwohl das nicht der Wahrheit entspricht. Unter solchen Situationen leidet der Zusammenhalt im Team, es können außerdem Konflikte entstehen. Manchmal schwelen solche Konflikte nur latent, in anderen Fällen treten sie deutlich an die Oberfläche.

Kommt es zu zwischenmenschlichen Konflikten am Arbeitsplatz, kann das dazu führen, dass andere in die Sache hineingezogen werden. Andere Kollegen bekommen womöglich mit, dass es Probleme gibt, und ergreifen Partei. Dadurch kann sich der Konflikt ausweiten, außerdem leidet das Betriebsklima wahrscheinlich unter der Angelegenheit.

Konflikte im Team können die Produktivität verringern

Unter solchen Umständen kann auch die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern beeinträchtigt sein. Das kann auch der Arbeitgeber zu spüren bekommen, wenn die Produktivität sinkt oder die Mitarbeiter weniger motiviert und engagiert sind. Es ist deshalb wichtig, dass Vorgesetzte ein gutes Gespür dafür haben, wie es menschlich zwischen ihren Mitarbeitern läuft. Fallen Probleme oder Spannungen auf, kann der Chef intervenieren und für Klärung sorgen.

Wenn der Arbeitgeber für Klärung sorgt, kann das über offene Gespräche mit allen Beteiligten geschehen. In schwerwiegenden Fällen kann es auch sein, dass die Person, die sich unkollegial verhält, abgemahnt wird. Unkollegiales Verhalten ist auch ein Kündigungsgrund, zumindest, wenn jemand für sein unkollegiales Verhalten eine Abmahnung erhalten hat. In besonders gravierenden Fällen kann auch eine sofortige Kündigung in Betracht kommen, wobei eine fristlose Kündigung an hohe Hürden geknüpft und deshalb praktisch selten ist.

Tipps zum Umgang mit unkollegialem Verhalten

Keine Frage: Es kann für viel Frust sorgen, wenn ein Kollege sich unkollegial verhält. Das gilt vor allem, wenn man selbst dadurch mehr Arbeit hat oder gar in einem schlechteren Licht dasteht, weil der Kollege einen direkt oder indirekt schlecht dastehen lässt. Wie geht man damit um, wenn man einen unkollegialen Kollegen im Team hat? Im besten Fall kannst du so eine Person einfach meiden. Wenn es sich um einen Kollegen oder eine Kollegin handelt, mit der du eigentlich gar nichts zu tun hast, dann geh dieser Person einfach aus dem Weg. Wenn es keine Berührungspunkte gibt, musst du dich auch nicht über Unkollegialität ärgern.

Oft ist es leider nicht möglich, einen bestimmten Kollegen zu meiden. In diesem Fall ist es trotzdem sinnvoll, möglichst viel (emotionale und physische) Distanz zu schaffen. Ihr arbeitet also nur zusammen oder kommuniziert, wenn es unbedingt nötig ist. Auch damit kannst du dich schützen.

Wie du mir, so ich dir? Warum das oft keine gute Idee ist

Wenn ein Kollege unkollegiales Verhalten an den Tag legt, solltest du mit Bedacht reagieren. Reagiere nicht impulsiv – wenn du aus der Haut fährst, machst du dich nur angreifbar und verhältst dich wenig professionell. Wenn dich das unkollegiale Verhalten sehr aufregt, reg dich lieber erstmal ab und überlege dir in Ruhe, wie du damit umgehen kannst.

Es kommt natürlich darauf an, wodurch genau sich jemand unkollegial verhält. Bei Kleinigkeiten ist es oft am besten, die Sache entweder zu ignorieren – weil sie wahrscheinlich nicht noch einmal auftritt – oder aber die andere Person darauf anzusprechen. Möglicherweise war ihr gar nicht bewusst, wie ihr Verhalten auf andere wirkt. Im besten Fall reicht ein kurzer Kommentar, vielleicht auch in Form einer humorvollen Bemerkung, um die Sache zu lösen.

Es kann sein, dass die Unkollegialität nicht nur einmal auftritt, sondern der Kollege sich immer wieder unkollegial verhält. Das ist ein größeres Problem. In solchen Fällen könntest du dir denken: Wie du mir, so ich dir. Damit solltest du aber vorsichtig sein. Natürlich ist es nur logisch, dass du einem Kollegen nicht immer wieder unter die Arme greifst, der dich im Regen stehen lässt. Bestimmte Verhaltensweisen solltest du aber besser nicht übernehmen, weil du dich damit unprofessionell verhalten würdest oder aber Dritte darunter leiden könnten.

Über die Sache reden: Bitte ruhig und sachlich

Besteht das Problem schon länger, kann ein klärendes Gespräch hilfreich sein. Dazu solltest du einen ruhigen Moment abwarten. Sprich mit deinem Kollegen darüber, wie du sein Verhalten empfindest – unter vier Augen oder im Beisein von einem Kollegen, den das Ganze auch betrifft. Es ist wichtig, in so einem Gespräch nicht zu konfrontativ zu sein oder gleich mit Vorwürfen und Kritik in das Gespräch einzusteigen.

Du möchtest die Sache schließlich konstruktiv klären. Mache dir immer klar, dass du die Gründe für das unkollegiale Verhalten nicht kennst. Nicht immer steckt dahinter böse Absicht. Vielleicht hat der Kollege oder die Kollegin im Job viel Stress oder private Probleme. Sei also offen für die Erklärungen deines Gesprächspartners und lasse die Lage nicht eskalieren – davon hat niemand etwas.

Vielleicht hilft ein Gespräch nichts oder aber du empfindest ein Gespräch von vornherein als sinnlos. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn du dir sicher bist, dass der unkollegiale Kollege sich seines Verhaltens sehr bewusst ist und es ihm schlicht egal ist, welche Auswirkungen es auf andere hat. In diesem Fall stellst du dir womöglich früher oder später die Frage: Soll ich das unkollegiale Verhalten des Mitarbeiters decken oder ihn anschwärzen? Grundsätzlich ist es fair, zuerst mit dem betreffenden Kollegen zu sprechen, bevor du dich bei deinem Vorgesetzten über ihn beschwerst. Dadurch gibst du ihm die Gelegenheit, sein Verhalten zu ändern, ohne dass der Chef von der Sache erfährt.

Wann du mit dem Chef sprechen solltest

Wenn diese Option nichts gebracht hat oder nicht infrage kommt, kann ein Gespräch mit dem Chef über die Unkollegialität sinnvoll sein. Dafür sollte das Verhalten des Kollegen schwerwiegend sein und dich und/oder andere Personen sehr belasten. Schildere dem Chef ruhig und sachlich, was vorgefallen ist und welche Auswirkungen die Unkollegialität hat. Besonders in schwerwiegenden Fällen wie zum Beispiel bei Mobbing oder bei verbalen oder körperlichen Angriffen solltest du nicht zögern, dich auch direkt an deinen Vorgesetzten zu wenden.

Bildnachweis: Madhourse / Shutterstock.com

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