AllgemeinLoyalität und Loyalitätspflicht im Beruf

Loyalität und Loyalitätspflicht im Beruf

Arbeitnehmer sind ihrem Arbeitgeber gegenüber zu Loyalität verpflichtet. Was genau bedeutet das? Inwiefern kann ein loyaler Umgang miteinander das Zusammenleben und -arbeiten erleichtern? Und welche Konsequenzen kann es haben, wenn man seine Loyalitätspflicht als Arbeitnehmer verletzt? Was rund um Loyalität im Beruf wichtig ist, erfährst du hier.

Was bedeutet Loyalität?

Was genau bedeutet Loyalität – und wie verhält sich ein loyaler Mensch? Loyalität bedeutet einerseits, regierungstreu zu sein. Um diesen Zusammenhang geht es in diesem Artikel aber nicht. Die allgemeinere Definition von Loyalität bezieht sich auf ein Verhalten, bei dem sich eine Person treu gegenüber einer anderen verhält. Sie fühlt sich dieser Person verbunden, wobei es keine Rolle spielt, ob es sich um einen Angehörigen, den Partner, einen Freund oder den Arbeitgeber handelt.

Loyale Menschen verhalten sich fair, sie sind ehrlich und aufrichtig. Sie halten sich an Abmachungen und unterstützen die andere Person in ihrer Entwicklung. Wenn sie mit Dritten über eine Person sprechen, der gegenüber sie loyal sind, reden sie nicht schlecht über sie, sondern machen deutlich, wie sehr sie diese Person schätzen.

Im beruflichen Kontext sieht Loyalität so aus, dass sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber fair und respektvoll gegenüber einander verhalten. Für Arbeitnehmer bedeutet Loyalität, sich in einer Art und Weise zu verhalten, die dem Arbeitgeber zugutekommt und ihm nicht schadet. Loyale Mitarbeiter teilen in vielen Fällen die Werte des Unternehmens und setzen sich aus einem ehrlichen Interesse am Wohlergehen des Unternehmens für dessen Fortkommen ein. Dabei tragen sie durch ihr motiviertes und engagiertes Verhalten zu einer guten Stellung des Arbeitgebers bei. Sie bringen sich mit eigenen Ideen ein und tun mehr, als sie müssten. Das wirkt sich positiv auf die Produktivität aus.

Loyale Arbeitnehmer sprechen auch abseits des Arbeitsplatzes gut über ihren Arbeitgeber. Sie fühlen sich diesem verbunden und haben wegen einer meist hohen Mitarbeiterbindung oft kein Interesse daran, den Job zu wechseln – mitunter selbst dann nicht, wenn ein anderer Job mit spannenderen Aufgaben oder einer höheren Bezahlung verbunden wäre. Wenn sie doch kündigen wollen, teilen sie ihrem Vorgesetzten diese Absicht rechtzeitig mit, damit er genug Zeit hat, einen Nachfolger für sie zu finden. Loyale Mitarbeiter unterlassen alles, was dem Arbeitgeber schaden könnte. Sie machen ihn zum Beispiel nicht öffentlich schlecht oder geben Geschäftsgeheimnisse oder andere Interna preis.

Loyalität: Bedeutung für das Zusammenleben mit anderen

Gegenseitige Loyalität ist ein wichtiger Faktor für eine gute, vertrauensvolle Beziehung zu anderen Menschen. Wer weiß, dass andere ihm Gutes wollen, sich fair verhalten und ehrlich sind, fühlt sich wertgeschätzt. Er ist wahrscheinlich gerne mit diesen Personen befreundet oder arbeitet gerne mit ihnen zusammen. Zu wissen, dass andere loyal sind, gibt ein Gefühl von Zugehörigkeit und Verlässlichkeit, was wiederum Sicherheit schafft. Es kann auch das eigene Selbstbewusstsein stärken und dafür sorgen, dass man wegen dieser positiven, bereichernden Beziehungen insgesamt zufriedener ist.

Im Job ist Loyalität viel wert. Mit loyalen Kollegen arbeitet man besser zusammen, weil man weiß, dass man sich auf sie verlassen kann. Es entsteht eher das Gefühl, an einem Strang zu ziehen. Außerdem unterstützen sich loyale Kollegen eher gegenseitig, wenn sie Hilfe benötigen. Nicht zuletzt macht das Zusammenarbeiten mit loyalen Kollegen durch deren Zuverlässigkeit in vielen Fällen auch mehr Spaß und es entstehen eher freundschaftliche Beziehungen.

In einer Krise ist es ein großer Vorteil, einen loyalen Menschen an seiner Seite zu wissen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass ein Mitarbeiter sich nicht sofort nach einem neuen Job umsieht, wenn das Unternehmen in Schwierigkeiten gerät und deshalb Kurzarbeit anmelden muss. Vorgesetzte, die ihrerseits loyal gegenüber ihren Mitarbeitern sind, haben für ihre Belange immer ein offenes Ohr. Weil sie sich fair verhalten und den Beschäftigten Wertschätzung zeigen, werden diese im Job wahrscheinlich zufriedener sein. Auch auf das Betriebsklima wirkt sich Loyalität positiv aus.

Wie viel Loyalität ist in der Arbeitswelt heute noch möglich?

Loyalität – das mag für den einen oder anderen nach einer etwas antiquierten Eigenschaft klingen, die im heutigen Berufsleben in den Hintergrund getreten ist. In der Tat könnte man annehmen, dass die Loyalität im Job in den vergangenen Jahrzehnten gesunken ist. Heute arbeiten Arbeitnehmer eben nicht mehr ihr halbes Berufsleben lang für ein- und denselben Arbeitgeber, sondern wechseln häufig alle paar Jahre den Job. Man könnte also argumentieren, dass die vertrauensvolle, langjährige Beziehung zwischen Arbeitnehmern und -gebern fehlt, die einer echten Loyalität vorausgeht.

Natürlich heißt das nicht, dass es Loyalität im Job unter diesen Voraussetzungen nicht geben kann. Ein Arbeitnehmer kann sich auch loyal verhalten, obwohl er seinen Arbeitgeber nicht seit vielen Jahren kennt und schätzt. Umgekehrt kann auch ein Arbeitgeber diese Loyalität zeigen. Genau hieran hapert es aber in vielen Fällen: Arbeitgeber erwarten zwar von ihren Mitarbeitern Loyalität, lassen diese aber selbst im Umgang mit ihren Beschäftigten vermissen. Illoyalität der Arbeitgeber kann sich auf vielerlei Art und Weise zeigen, zum Beispiel in Form von befristeten Verträgen (oft gefolgt von einer weiteren Befristung), schlechten Arbeitsbedingungen, einer miesen Bezahlung oder einem zu hohen Workload der Beschäftigten.

Arbeitgeber haben Einfluss darauf, wie loyal ihre Mitarbeiter sind

Vielleicht sind Überstunden an der Tagesordnung und das Stresslevel ist so hoch, dass die Mitarbeiter nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, wenn Arbeitnehmer sich zwar an ihre gesetzliche Pflicht zur Treue halten, aber darüber hinaus keine echte Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber empfinden. Kommt ein besseres Jobangebot, sind sie womöglich schnell weg – oder kündigen bei besonders gravierenden Problemen im Job selbst dann, wenn noch kein neuer Job in Aussicht ist.

Umgekehrt folgt daraus, dass das Verhalten der Arbeitgeber ein entscheidender Faktor dafür ist, wie loyal ihre Mitarbeiter tatsächlich sind. Wenn sie ihre Mitarbeiter fair behandeln, ihnen mit Wertschätzung und Respekt begegnen, sie angemessen bezahlen und individuell fördern, steigt die Wahrscheinlichkeit für Loyalität in der Belegschaft. Förderlich sind auch eine offene Kommunikation, ein konstruktiver Umgang mit Fehlern und ein Entgegenkommen bei Wünschen der Mitarbeiter, etwa in Bezug auf Homeoffice, flexible Arbeitszeiten oder das Gehalt.

Loyalitätspflicht des Arbeitnehmers

Loyalität ist für Arbeitgeber nicht nur eine wünschenswerte Eigenschaft von Mitarbeitern. Arbeitnehmer sind sogar gesetzlich zur Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber verpflichtet. Zwar besteht ihre Hauptpflicht in einem Arbeitsverhältnis darin, ihre vertraglich vereinbarte Arbeitsleistung zu erbringen, wofür sie im Gegenzug vom Arbeitgeber entlohnt werden. Zu ihren vielen Nebenpflichten gehört jedoch auch ihre Treuepflicht gegenüber dem Arbeitgeber.

Was bedeutet diese Loyalitätspflicht konkret? Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber heißt, dass Arbeitnehmer dazu verpflichtet sind, dessen Interessen zu wahren – und zwar so, wie es von ihnen angesichts ihrer Stellung, ihrer eigenen Interessen und der ihrer Kollegen nach den Grundsätzen von Treu und Glauben erwartet werden kann.

Ein loyales Verhalten gegenüber dem Arbeitgeber bedeutet dann etwa, dass ein Arbeitnehmer zur Verschwiegenheit über Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse verpflichtet ist. Er darf nichts tun, was dem Arbeitgeber schaden könnte, und auch nicht in einen Wettbewerb mit dem Arbeitgeber treten. Es wäre zum Beispiel verboten, einen Nebenjob anzunehmen, bei dem ein Arbeitnehmer für einen direkten Konkurrenten seines eigentlichen Arbeitgebers tätig wird.

Welche Rolle die Position eines Beschäftigten für seine Loyalitätspflicht spielt

Die Loyalitätspflicht von Arbeitnehmern bedeutet auch, dass sie ehrverletzende Kritik an ihrem Arbeitgeber zu unterlassen haben. Sie dürfen also nicht beispielsweise öffentlich schlecht über den Arbeitgeber sprechen. Sie dürfen auch nicht Kollegen für andere Unternehmen abwerben oder Schmiergelder annehmen. Zur Treuepflicht gehört auch die Anzeigepflicht: Wenn es Störungen oder Schäden an Arbeitsmitteln im Unternehmen gibt, muss ein Arbeitnehmer das unverzüglich anzeigen. Er kann sogar dazu verpflichtet sein, einen Kollegen beim Arbeitgeber zu „verpetzen“, der Betriebseigentum beschädigt hat. Erkrankte Arbeitnehmer dürfen nichts tun, was ihrer Genesung im Weg steht. Es kann im Rahmen der Treuepflicht auch sein, dass Überstunden geleistet werden müssen.

Wie weit die Loyalitätspflicht reicht, hängt auch davon ab, welche Position ein Beschäftigter innehat, welche Tätigkeiten er ausübt und wie lange er schon im Unternehmen tätig ist. Von leitenden Angestellten wird etwa eine höhere Loyalität erwartet als von „einfachen“ Angestellten ohne Führungsverantwortung.

Die Pflicht zur Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber beginnt bereits bei der Unterzeichnung des Arbeitsvertrags. Sie endet nicht zwingend, wenn das Arbeitsverhältnis endet. Wurde zum Beispiel ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot im Arbeitsvertrag vereinbart, gilt das auch nach dem Ende des Beschäftigungsverhältnisses. Außerdem sind Arbeitnehmer in der Regel auch nach der Kündigung dazu verpflichtet, Stillschweigen über Betriebsgeheimnisse des alten Arbeitgebers zu wahren.

Verstoß gegen die Loyalitätspflicht: Welche Folgen drohen Arbeitnehmern?

Ihre Loyalitätspflicht sollten Arbeitnehmer nicht auf die leichte Schulter nehmen. Verstöße dagegen können schwerwiegende Folgen haben. So ist zum Beispiel eine Abmahnung wegen der Loyalitätspflicht beziehungsweise Verstößen dagegen vorstellbar. Der Arbeitgeber kann auf ein entsprechendes Verhalten seines Mitarbeiters auch mit einer Kündigung reagieren.

Grundsätzlich muss der Arbeitgeber vor einer Kündigung mildere Mittel ausgeschöpft haben. Dazu zählt insbesondere eine Abmahnung, die entsprechend häufig die Voraussetzung für eine (spätere) wirksame Kündigung bei einem erneuten Vergehen ist. Es gibt aber Situationen, in denen das Vertrauen so nachhaltig zerstört ist, dass eine Abmahnung vor der Kündigung entbehrlich wird. Der Arbeitgeber kann dann gegebenenfalls sogar außerordentlich und fristlos kündigen.

In manchen Fällen kann der Arbeitgeber bei Verstößen gegen die Loyalitätspflicht auch Schadensersatz verlangen. Das setzt voraus, dass ihm ein Schaden durch das Verhalten des Arbeitnehmers entstanden ist.

Illoyalität: Wie du damit umgehen kannst

Wenn andere sich illoyal verhalten, ist das ärgerlich. Viele Betroffene reagieren enttäuscht, wenn Freunde, Angehörige, Kollegen oder der Arbeitgeber illoyales Verhalten zeigen. Wie kann man darauf im Job reagieren? Welche Optionen du hast, hängt davon ab, um wen es geht und was diese Person konkret getan hat.

Vielleicht hast du zum Beispiel gehört, dass ein Kollege, mit dem du dich eigentlich gut verstehst, hinter deinem Rücken schlecht über dich gesprochen hat. Wenn euer Verhältnis ansonsten gut ist, könntest du den Kollegen darauf ansprechen. Vielleicht war es gar nicht so, wie du es gehört hast? Indem du den Kollegen mit der Sache konfrontierst, gibst du ihm die Gelegenheit, bestimmte Dinge richtigzustellen oder aber sich zu entschuldigen. Im besten Fall kann die Angelegenheit dadurch beigelegt werden.

Ebenso ist es vorstellbar, dass du den Kontakt zu einem Kollegen künftig meidest, der sich dir gegenüber nicht loyal verhalten hat – vor allem, wenn du ohnehin kein besonders gutes Verhältnis zu ihm hattest. Es wird immer Menschen geben, mit denen man keine gute Beziehung aufbauen kann. Wenn ihr nicht eng zusammenarbeiten müsst, besteht auch nicht zwingend die Notwendigkeit dazu. Um dich zu schützen, kann Abstand dann die beste Wahl sein.

Schwieriger ist die Situation, wenn der Arbeitgeber sich illoyal verhalten hat. Wegen des Machtungleichgewichts ist eine ehrliche Aussprache kaum denkbar. Das kommt höchstens infrage, wenn ihr euch lange kennt und euer Verhältnis immer gut war. Manche Dinge musst du aber wohl oder übel herunterschlucken. Vielleicht reagierst du auf die Illoyalität des Arbeitgebers mit Wut, Enttäuschung oder fühlst dich demotiviert. Dann legst du dich künftig womöglich weniger ins Zeug oder machst nur noch Dienst nach Vorschrift. Bei besonders gravierenden Vorfällen besteht womöglich sogar der Wunsch, zu kündigen. Bevor du die Kündigung einreichst, solltest du dir diesen Schritt mit all seinen möglichen Konsequenzen aber zumindest gut überlegt haben.

Bildnachweis: OPOLJA / Shutterstock.com

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